Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Spanien. 
hatte, dass die Beschreiber sie gern mit der feinen Arbeit der 
Spitzenklöpplerin vergleichen. 
Die Scheu vor maurischen Formen, die sich bisher noch in 
vielen Gegenden erhalten hatte, verschwand nun völlig. Die 
grössere Gewöhnung an die in den neu eroberten Provinzen er- 
haltenen Prachtbauten der Araber und die stärkere Mischung mit 
maurischem Blute steigerte die Neigung für diese eleganten und 
bizarren Formen, deren Anwendung jetzt ungefährlich erschien. 
Peter der Grausame liess den Alcazar von Sevilla ganz in seiner 
ursprünglichen Weise sorgsam herstellen und die Stifter einzelner 
Kapellen, selbst solcher, die gothischen Kirchen angebaut wurden, 
wählten dazu arabische Formen. Es waren auch nicht bloss die 
Abkömmlinge maurischer Vorfahren, welche sich mit diesen be- 
fassten, vielmehr fehlte es auch nicht an christlichen Baumeistern, 
die sie sich aneigneten. Einen Beweis dafür liefert die Betlehems- 
kapelle im Kloster de las Huelgas bei Burgos, welche auf vier- 
eckigen Grundmauern mit achteckiger Kuppel ganz maurisch 
gehalten, mit Slalaktiten, ltlilfeisenbögen, diagonalem Netzwerk 
ausgestattet ist, dabei aber doch in der Behandlung mancher 
Einzelheiten und in der Einmischung gothiseher Giebelblumen 
einen an diesen abendländischen Styl gewöhnten Architekten ver- 
räth  Bemerkenswerth ist, dass dennoch beide Bauweisen 
sich im Wesentlichen getrennt halten; man stellt sie nebeneinander, 
aber sie werden, abgesehen von einzelnen Inconsequenzen , nicht 
eigentlich gemischt. Indessen mögen die Eigenthümlichkeiten der 
spanischen Architektur, die wir oben andeuteten und die später 
sich noch immer mehr ausbildeten, die Vorliebe für das Bizarre, 
Willkürliche, Abspringende, Ueberfeinerte, für starke Contraste 
und für die üppige Fülle des Schmuckes auf einer Einwirkung 
des maurischen Styls beruhen. Ohne Zweifel fehlte es jetzt in 
Spanien nicht mehr an einheimischen Architekten und die spani- 
schen Schriftsteller haben eine grosse Namenliste derselben zu- 
sammengestellt. Indessen lassen viele Kirchen französischen Ein- 
fluss, noch mehrere aber die Mitwirkung deutscher und nieder- 
ländischer Meister vermuthen. Der Namensklang spricht zwar 
nur ein Mal für einen solchen, bei dem Juan Franch, welcher im 
 S. Villa Amil V01. II. p. 54.
	        
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