Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Italienische 
Poesie. 
wie man glauben könnte, Wegen ihrer Untreue gegen Gott in der 
Hölle bestraft, sondern sind ebenfalls von dieser verschmäht und 
daher in den Limbus, in das quälende Nichts verwiesen. 
Man sieht also, Muth, 'l'hatkraft, Eifer, Entschiedenheit, mit 
einem Worte Energie (vigore, auch schlechtweg virtü) ge- 
hört nothwendig zur Liebe, beide sind fast nur zwei Seiten der- 
selben Sache. Denn die Wärme der Liebe ist zugleich der Quell 
der Energie, welche die Liebe befähigt, dass sie nicht ermüde, 
nicht sich vom Sinnlichen und Unvollkommenen fesseln, nicht 
irre leiten lasse, sondern immer weiter zu höheren Gütern und 
endlich bis zu Gottes Throne vordringe. Dieses höchste Ziel ist 
nun zwar, wie Dante sehr wohl weiss, nur unter der Mitwirkung 
göttlicher Gnade zu erreichen, aber diese lockt und leitet nur, und 
es bedarf der Energie, um ihrem Hilfe zu folgen. 
Die Energie ist daher an und für sich etwas Lobensurerthes, 
ein Verdienst, das auch durch Sünde und Höllenstrafe nicht ge- 
tilgt wird. Nicht bloss im Limbus unter den grossen Griechen 
und Römern, denen bloss der Mangel des ihnen nicht geoffenbar- 
ten Glaubens den Himmel verschliesst, sondern auch unter den 
Verdammten der Hölle findet Dante nicht wenige Männer, die er 
auch da noch als grosse und verehrungswerthe schildert. S0 nicht 
bloss Brunetto Latini, seinem Lehrer, bei dem ihm Dankbarkeit 
die Zunge binden könnte, sondern auch die Ketzer Friedrich Il., 
„der so grosser Ehre werth", Farinata degli Uberti, der auch hier 
noch seiner That sich rühmt, den Selbstmörder Petrus a Vinea, und 
edle Floreutiner, „deren Thaten und verehrte Namen er stets mit 
Inbrunst vorgestellt sich und geehrt" ü). In Verbindung mit der 
Energie steht dann zunächst der Hass des Bösen und die Kraft 
des Zorues, wie dies besonders jene Scene ergiebt, wo Dante 
einen Sünder, der sich an ihren Nachen hängt, zornig zurückstösst 
uud Virgil ihn dafür mit einer Umarmung und mit dem Lobe einer 
vzornigen Seele" belohntmit].  
1') Inf. XV. 82, X. 25, XIII. 75, XVI. 31, 59. 
"Ü Inf. VIII. 42 „Al_ma sdegnosa", empörte aufgebrachte Seele, in der 
Uebers. von Philalefhes: Feuerseele. Der Zurückgestossene hatte eben durch 
Zorn gesündigt und der ganze Hergang soll also wohl unterscheiden zwischen 
gerechtem und sündigem Zorn, indessen wird dadurch die Bedeutung der Stelle
	        
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