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Spanien.
nischen Thronen. Alfons der Weise von Castilien, der Sohn einer
Hohenstaufin, verdankte es nicht bloss diesem Umstande, sondern
mehr seinem Rufe und seiner Macht, dass die Augen der deut-
schen Fürsten bei der Erledigung des kaiserlichen Thrones sich
zu ihm wendeten. Seine Wahl war zwar nur das Werk einer
Minorität und er selbst fand sich nicht in der Lage, seine Rechte
in Deutschland persönlich geltend zu machen. Aber dennoch trug
der Kajsertitel dazu bei, das Selbstbewusstsein der Nation zu er-
höhen. Wichtiger aber war es , dass die Könige von Aragon,
nachdem sie schon Majorca und Minorca erworben hatten, von
den gegen die französische Herrschaft empörten Sicilianern auf
den Thron ihrer Insel berufen wurden, und sich lange darauf er-
hielten.
Die Wirklmg jenes kirchlichen Eifers und dieser günstigen
Umstände bestand zunächst in einer Steigerung der Pracht des
romanischen Styles. Unzählige Kirchen wurden mit neuen und
reichgeschmückten Facaden, rundbogigen Portalen, Kuppeln auf
der Vierung des Kreuzes ausgestattet. An der Stiftskirche zu
Toro ist die Kuppel von vier Eckthiirmchen flankirt und durch-
weg von zwei Reihen spitzbogiger, mit Säulen besetzter Fenster,
an den Domen von Salamanca und von Zamora sind sie von
Thürmehen umgeben und mit einer reichen, arabischem Geschmack
verwandten, Decoration ausgestattet. Sehr eigenthümlich ist die
Faeade, welche die ebenerwähnte Kathedrale von Zamora in die-
ser Zeit erhielt. Die breite, von flachem Giebel gedeckte Wand,
an Welcher halbsäulenartige Streben die Grenze der Schiffe an-
deuten, giebt eine lombardische Reminiscenz, aber das mächtige
tiefeingehende rundbogige Portal, die wohlgebildeteu Spitzbögen
der an den Seitenschiffen angebrachten Blendnischen und die obe-
ren ruxidbogigen Fenster erinnern durch ihre kräftige Bildung
mehr an nordhanzösische Bautentk). Auch die Magdalenenkirche
derselben Stadt M) ist ein reicher, noch im Wesentlichen roma-
nischer Bau, das einzige ziemlich breite Schiff tiach gedeckt, der
Chor mit spitzbogigem 'l'onnengewölbe, die polygone Apsis mit
Ü Etwa der Ghampagne und Picardie z. B. S. Remy in Rheimg Abbili
des Portals bei Villa Amil Band I. und in Kuglefs Atlas, Taf. 82.
"j Nach Villa Amil Bd. II. Lief. 3, bei Kugler Baukunst a. a. 0.