Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Folgen 
des 
Sieges. 
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tungen für nöthig, das dabei zu beobachtende Verfahren durch 
gesetzliche Vorschriften zu regeln. 
Dieser kirchliche Sinn hemmte aber keineswegs die rüstige 
Thatkraft. Alle Stände fühlten sich durch den Sieg gehoben und 
crmuthigt; Handel und Gewerbe blüheten, zum Theil durch den 
Kunstlleiss der unterworfenen Mauren belebt, in den Seehäfen 
Wuchs die Zahl der Schiffe. Die Nation war in der Bedrängniss 
des Krieges schneller gereift; trotz ihres aristokratischen Sinnes 
griif die Verschiedenheit der Stände hier nicht so tief ein, wie in den 
nordischen Ländern. Während das Ritterthum dort eine geson- 
derte Welt mit andern Anschauungen und sittlichen Begriffen 
bildete, aus der auch eine eigene, dem Volke fremde Poesie her- 
verging, hatten hier alle Stände gemeinschaftlich gekämpft, die- 
selben Anregungen erfahren, und es war dadurch eine zugleich 
volksthümliche und doch ritterliche Dichtung entstanden, welche, 
indem sie die Heldenthaten der ritterlichen Vorkämpfer in schlich- 
ter Sprache für Alle verständlich erzählte, in Aller Munde war 
und auf Alle dieselbe anregende Wirkung ausübte. Dazu kam 
dann die grössere Oetfentlichkeit des Lebens, welche die west- 
gothischen Gesetze, und der feinere bildungsfähige Sinn des nie- 
deren Volkes, welchen hier wie in Italien die Gunst der Natur 
gewährte. Dies alles hatte denn auch die Landessprache so sehr 
gefördert, dass derselbe Alfons, der jenen übermässigen Eifer der 
Kirchenstiftungen leiten zu müssen glaubte, schon der Nation das 
Geschenk machen konnte, die Landessprache in die Gesetzgebung 
und den Gerichtsgebrauch einzuführen. Zugleich aber wuchs so- 
wohl der Verkehr mit den andern abendländischen Völkern, als 
das Ansehen der spanischen Nation im Auslande. Seitdem Inno- 
cenz lIl. auch dem Kampfe gegen die spanischen Araber die Ver- 
günstigungen der Kreuzzüge eingeräumt hatte, strömten die from- 
men und kampflustigen Ritter aller Länder, denen der Orient keine 
Lorbeern mehr bot, in grosser Zahl hierher, so dass man die 
Fremden nach Hunderttausenden zählen konnte. Seitdem ferner 
die meisten der kleinen 'I'erritorien zu zwei grossen Königreichen 
zusammengeschmolzen waren, gewrannen auch ihre Beziehungen 
Zll den andern abendländischen Nationen eine höhere Bedeutung. 
Deutsche und französische Prinzessinnen wechselten auf den spa-
	        
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