Folgen
des
Sieges.
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tungen für nöthig, das dabei zu beobachtende Verfahren durch
gesetzliche Vorschriften zu regeln.
Dieser kirchliche Sinn hemmte aber keineswegs die rüstige
Thatkraft. Alle Stände fühlten sich durch den Sieg gehoben und
crmuthigt; Handel und Gewerbe blüheten, zum Theil durch den
Kunstlleiss der unterworfenen Mauren belebt, in den Seehäfen
Wuchs die Zahl der Schiffe. Die Nation war in der Bedrängniss
des Krieges schneller gereift; trotz ihres aristokratischen Sinnes
griif die Verschiedenheit der Stände hier nicht so tief ein, wie in den
nordischen Ländern. Während das Ritterthum dort eine geson-
derte Welt mit andern Anschauungen und sittlichen Begriffen
bildete, aus der auch eine eigene, dem Volke fremde Poesie her-
verging, hatten hier alle Stände gemeinschaftlich gekämpft, die-
selben Anregungen erfahren, und es war dadurch eine zugleich
volksthümliche und doch ritterliche Dichtung entstanden, welche,
indem sie die Heldenthaten der ritterlichen Vorkämpfer in schlich-
ter Sprache für Alle verständlich erzählte, in Aller Munde war
und auf Alle dieselbe anregende Wirkung ausübte. Dazu kam
dann die grössere Oetfentlichkeit des Lebens, welche die west-
gothischen Gesetze, und der feinere bildungsfähige Sinn des nie-
deren Volkes, welchen hier wie in Italien die Gunst der Natur
gewährte. Dies alles hatte denn auch die Landessprache so sehr
gefördert, dass derselbe Alfons, der jenen übermässigen Eifer der
Kirchenstiftungen leiten zu müssen glaubte, schon der Nation das
Geschenk machen konnte, die Landessprache in die Gesetzgebung
und den Gerichtsgebrauch einzuführen. Zugleich aber wuchs so-
wohl der Verkehr mit den andern abendländischen Völkern, als
das Ansehen der spanischen Nation im Auslande. Seitdem Inno-
cenz lIl. auch dem Kampfe gegen die spanischen Araber die Ver-
günstigungen der Kreuzzüge eingeräumt hatte, strömten die from-
men und kampflustigen Ritter aller Länder, denen der Orient keine
Lorbeern mehr bot, in grosser Zahl hierher, so dass man die
Fremden nach Hunderttausenden zählen konnte. Seitdem ferner
die meisten der kleinen 'I'erritorien zu zwei grossen Königreichen
zusammengeschmolzen waren, gewrannen auch ihre Beziehungen
Zll den andern abendländischen Nationen eine höhere Bedeutung.
Deutsche und französische Prinzessinnen wechselten auf den spa-