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Spanien.
kunstgeübten Händen fehlte, Meister und Werkleute von dorther
beriefen. In einzelnen Fällen wird dies von den Chronisten aus-
drücklich erzählt, wie bei der Kathedrale von Taragona, welche
ein Graf Robert aus der Normandie, dem der Erzbischof diese
den Mauren abgenommene Stadt zu Lehn übertragen hatte, seit
1131 mit normannischen Arbeitern erbaute. In andern schliessen
spanische Schriftsteller aus dem Namen des Baumeisters auf einen
auswärtigen Ursprung, wie bei jenem Pedro Vitamben, der im
XI. Jahrhundert die geräumige, aber finstere Kirche S. Isidoro zu
Leon erbaute. In noch andern endlich ist es wenigstens sehr
wahrscheinlich, wie z. B. bei der Herstellung der von den Arabern
zerstörten Städte Salamanca, Avila und Segovia, welche Alonso lV.
1109) seinem Eidam, dem Grafen Ramon von Burgund
übertrug, dem überdies bei der Kathedrale von Salamanca ein
französischer Bischof zur Seite stand. Jedenfalls deutet die grosse
Mannigfaltigkeit der Formen in den Bauten des XII. Jahrhunderts
auf solche vereinzelte Einflüsse hin. Die Kathedrale von Tara-
gona ist im Wesentlichen ein nordfranzösischer Bau; breite,
eckige Pfeiler, ringsum mit halbsäulenartigen, auf der Frontseite
verdoppelten und hoehhinaufsteigenden Diensten besetzt, tragen
die Rippen des Krenzgewölbes und die weitgespannten, wohl-
proülirten Seheidbögen. Diese sowohl, als die übrigens schon
schlank gebildeten Fenster sind rundbogig. Auf der Vierung
erhebt sich eine achteckige Kuppel, die Apsis des Chors ist
aber halbkreisförmig. Man darf annehmen, dass der Bau im
Laufe des XII. Jahrhunderts unter fortdauerndem französischem
Einflusse langsam fortgeschritten ist; und seine Faeade mit dem
spitzbogigen mit Bildwerk und phantastischem Spitzgiebel aus-
gestatteten Portale erst im XIII. Jahrhundert erhalten hatik). Sehr
ähnlich scheint die Kathedrale von Salamanea, dieaauch in der
Behandlung der Kapitäle die nordfranzösische Schule erkennen
lässt M). In Seg ovia lassen die Kirchen S. Millan, S. Lorenzo,
Zeichnungen bei de Labordo p. 60, 61 und danach die Innenansicht
in GuhPs [Lübke's) Atlas p. 42. Kugler's Vermuthuxxg (Gesch. d. Bau-
kunst II. S. 236), dass ursprünglich ein Tonnengewölbe beabsichtigt sei,
ist nicht unwahrscheinlich.
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