Beginn
des
romanischen
Styls.
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tungen. Mit einem Worte an die Stelle der früheren , alterthüm-
liehen Einfachheit tritt der ro manische Styl in ähnlicher Gestalt
wie jenseits der Pyrenäen. Ohne Zweifel waren es innere
Gründe, welche zunächst den Anstoss zu diesen Neuerlnigen
gaben. Der romantische Geist, der sich über die abendländische
Christenheit verbreitete, fand hier einen sehr günstigen Boden.
Der fast ununterbrochene Kampf gegen die Mauren, das Bewusst-
sein, für die Ehre Gottes mid im Schutze seiner Heiligen zu strei-
ten, die abenteuerlichen Wechselfälle solches ritterlichen Krieges,
in denen man gern YVunder sah, das fremdartige Wesen der
Feinde selbst, alles gab der Phantasie einen höhern Schwung,
der auch in der Kirchenarchitektur das Bedürfniss nach über-
raschenden, anregenden Formen erweckte. Bei der Befriedigung
dieses unbestimmten Bedürfnisses machte sich dann aber sofort
der Einfluss der schon weiter entwickelten nordischen Bau-
schulen geltend.
Zuerst geschah dies ohne Zweifel in den nordöstlichen, am
Fusse der Pyrenäen gelegenen Provinzen, welche seit den Tagen
Karls des Grossen, der hier seine spanische Mark gegründet
hatte, fortwährend im engen Zusammenhange mit dem südlichen
Frankreich standen. Bis zum XII. Jahrhundert gehörten sie zur
Erzdiöcese von Narbonne, von da an wurde ein Wechselverkehr
dadurch unterhalten, dass die Grafen von Barcelona zugleich
grössere oder kleinere Territorien in der Provence besessen. Da-
her mag es kommen, dass die ältesten Kirchen dieser Gegend,
wie die spanischen Schriftsteller sich ausdrücken, mehr an nor-
dische Feudalität, als an die schlichte Weise der Gothen erinnern,
und dass einige derselben ungewöhnliche, sonst in Spanien unbe-
kannte Formen zeigen, z. B. die Kathedrale von Jaca und die
Klosterkirche von Ripoll den Wechsel von Pfeilern und Säulen.
Häufig aber beruhete hier sowohl wie indenwestlicheren Theilen
des Königreiches der fremde Einfluss auf ganz persönlichen
Beziehungen. Theils waren es französische Geistliche, welche
hier zu Würden gelangten, theils fremde Ritter, welche, durch
den Kampf gegen die Mauren hieher gelockt, Ansehen und Herr-
schaft erwarben und nun sowohl aus Vorliebe für die Kunst
ihrer Heimath, als weil es unter dem krieggewöhnten Volke an