Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Beginn 
des 
romanischen 
Styls. 
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tungen. Mit einem Worte an die Stelle der früheren , alterthüm- 
liehen Einfachheit tritt der ro manische Styl in ähnlicher Gestalt 
wie jenseits der Pyrenäen. Ohne Zweifel waren es innere 
Gründe, welche zunächst den Anstoss zu diesen Neuerlnigen 
gaben. Der romantische Geist, der sich über die abendländische 
Christenheit verbreitete, fand hier einen sehr günstigen Boden. 
Der fast ununterbrochene Kampf gegen die Mauren, das Bewusst- 
sein, für die Ehre Gottes mid im Schutze seiner Heiligen zu strei- 
ten, die abenteuerlichen Wechselfälle solches ritterlichen Krieges, 
in denen man gern YVunder sah, das fremdartige Wesen der 
Feinde selbst, alles gab der Phantasie einen höhern Schwung, 
der auch in der Kirchenarchitektur das Bedürfniss nach über- 
raschenden, anregenden Formen erweckte. Bei der Befriedigung 
dieses unbestimmten Bedürfnisses machte sich dann aber sofort 
der Einfluss der schon weiter entwickelten nordischen Bau- 
schulen geltend. 
Zuerst geschah dies ohne Zweifel in den nordöstlichen, am 
Fusse der Pyrenäen gelegenen Provinzen, welche seit den Tagen 
Karls des Grossen, der hier seine spanische Mark gegründet 
hatte, fortwährend im engen Zusammenhange mit dem südlichen 
Frankreich standen. Bis zum XII. Jahrhundert gehörten sie zur 
Erzdiöcese von Narbonne, von da an wurde ein Wechselverkehr 
dadurch unterhalten, dass die Grafen von Barcelona zugleich 
grössere oder kleinere Territorien in der Provence besessen. Da- 
her mag es kommen, dass die ältesten Kirchen dieser Gegend, 
wie die spanischen Schriftsteller sich ausdrücken, mehr an nor- 
dische Feudalität, als an die schlichte Weise der Gothen erinnern, 
und dass einige derselben ungewöhnliche, sonst in Spanien unbe- 
kannte Formen zeigen, z. B. die Kathedrale von Jaca und die 
Klosterkirche von Ripoll den Wechsel von Pfeilern und Säulen. 
Häufig aber beruhete hier sowohl wie indenwestlicheren Theilen 
des Königreiches der fremde Einfluss auf ganz persönlichen 
Beziehungen. Theils waren es französische Geistliche, welche 
hier zu Würden gelangten, theils fremde Ritter, welche, durch 
den Kampf gegen die Mauren hieher gelockt, Ansehen und Herr- 
schaft erwarben und nun sowohl aus Vorliebe für die Kunst 
ihrer Heimath, als weil es unter dem krieggewöhnten Volke an
	        
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