Malerei.
613
auf Goldgrunti und ohne Nebengestalten wird von dem auf ge-
wundenen Säulchen ruhenden Kleeblattbogen des Rahmens um-
schlossen, auf dessen musivisch bunt verzierten Zwickeln noch die
beiden Figuren der Verkündigung dargestellt sind. Die Züge der
Madonna erinnern trotz des milden, innigen Ausdrucks noch stark
an den byzantinischen Typus, ebenso die iibermässig langen Hände;
die Haltung des Körpers ist keineswegs klar gedacht, die Gewand-
behandlung zwar ohne die conventionellen Falten des griechischen
Styls, aber auch nicht ganz die giotteske, sondern mit leichtem,
aber unbestimmten Faltenwurfe. Ein unmittelbarer Zusammen-
hang mit Giotto und seiner Schule ist nicht ersichtlich; die Auf-
fassung hat am meisten Aehnlichkeit mit der der Maler von Bo-
logna, ihre Richtung ist statt der verständigen und ausdrucksvollen
Giottois eine mehr sentimentale, lyrische. Aber ob der Maler,
über den es sonst an allen Nachrichten fehlt, mit dieser Schule
wirklich zusammenhängt, oder ob er nur durch gleiche Ursachen,
wohin namentlich das stärkere Festhalten an den byzantini-
schen Typen gehören könnte, in die gleiche Richtung geführt
worden, ja 0b er für einen Sicilianer oder Italiener zu halten ist,
bleibt völlig dahingestellt. Selbst die Bedeutung des Beinamens:
de Camulio ist noch nicht erklärt.
Andere Gemälde von ihm selbst oder in seiner Weise sind
ebenfalls noch nicht nachgewiesen. Zwar giebt es noch eine ziem-
liche Anzahl von Bildern, welche im Allgemeinen den Charakter
des XIV. Jahrhunderts tragen und unter denen einige gerühmt
werden. S0 ein sitzender Christus in der Kirche der Carmeliter
in Palermoiß), ein Tafelbild des h. Laurentius mit kleinen Ge-
schichten aus seiner Legende in der Sakristei von S. Giovanni zu
In einer als Aufbewahrungsort benutzten Kapelle. A. a. O. S. 187.
Vgl. auch 183, 182. Das Frescobild einer stehenden Madonna zwischen
zwei Heiligen, in einem obern Gemache des in den Jahren 1307-1320
erbauten Theiles des Pal. Chiaramonte, der jetzigen Dogana, von dem
Rosini III. S. 104 eine Abbildung giebt, ist ein unbedeutendes Werk des vor-
gerückten XIV. Jahrhunderts. Die humoristischen und ländlichen Scenen
an einer Balkendecke in dem um 1380 erbauten Theile dieses Palastes,
welche de Marzo S. 189 sehr rühmt, werden wohl erst dem XV. Jahrhundert
angehören.