Sculptur.
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Spitzgiebel und luftigen, aus Baldachinexr bestehenden Fialen. Die
Aehnlichkeit mit den neapolitanischen Vorbildern ist unverkenn-
bar und erstreckt sich zum Theil auf die Details, doch ist die Be-
handlung hier mässiger und geschmackvoller.
Aurh sonst erhielt sich der Spitzbogexi hier noch lange, so-
gar bis in das XVI. Jahrhundert, sowohl an Palästen, wie an
Kirchen, von denen S. Maria di Portosalvo und S. Giovanni de'
Napoletani in Palermo angeführt werden können.
Noch geringer sind die Leistungen der darstellenden Künste.
Die Sculptur kommt eigentlich nur an Ornamenten der Ge-
bäude, nicht als selbstständige Kunst vor. An technischenHiilfs-e
mitteln und selbst an Geschick fehlte es nicht. Schmucksachen
mancher Art, Metallwerke mit getriebener Arbeit maurischen
Styls zeugen von der Kunstfertigkeit der sicilischei: Araber auch
auf diesem Gebiete. Die berühmten Augustalen Friedrichs II.,
unbezweifelt die schönsten Münzen des Mittelalters, können als
sicilische Arbeiten betrachtet werden; denn von seinen beiden
Münzstätten war die eine in Messina, die andere zwar zu Brin-
disi, aber von einem sicilischen Meister, dem Paganus Balduinus
aus Messina, geleitet, den Friedrich wegen seiner Verdienste mit
einem wahrhaft kaiserlichen Geschenke belohnte k). DiePorphyr-
särge der Königsgräber im Dome zu Palermo beweisen, dass
man in den Tagen Rogefs II. (1- 1154) und Friedrichis II. die
Bearbeitung grosser Massen dieses härtesten Steines verstand
und nicht scheute hie). Noch weniger versagte der Meissel der
Marmorarbeiter seine Dienste; die mannigfaltigen Ornamente der
Portale sind mit höchster Präcision, die Akanthushlätter der Ka-
4') Er sr-henkte ihm die dem Reiche gehörige Herrschaft Viaregio bei
Lllcca; die Urkunde befindet sich in der Bibl. von S. Frediano zu Lucca
und ist in den Memorie e documenti per servire all" istoria di Lucca III. 223
und danach bei Marzo II. 324 abgedruckt. S. übrigens oben S. 321.
ü] Auf die nicht uninteressante Geschichte dieser Särge, von denen
Zwei (wahrscheinlich die völlig übereinstimmenden Heinriclfs VI. und seiner
Gemahlin) ursprünglich von König Roger in den Dom zu Gefalü gestiftet
waren und von da durvh eine List Friedriclfs II. entführt wurden, darf ich
hier nivht näher eingehen. Vgl. Serradifalco S. 33, Marzo II. 258 und.
endlich Danieli, dei reali sepolcri del duomo di Palermo.
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