Einfluss
italienischer
Gothik.
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derts entstandene Westliche Facade der Kathedrale zu P a l er m 0
Die Anordnung ist eine sehr eigenthümliche. Zwei hohe und
schlanke Thürme in viele Stockwerke getheilt, mit zweitheiligen,
meistens spitzbogigen Oeffnungen, vielen Säulen und verschieden-
farbigen Marmorstiicken fast überreich geschmückt, zwar un-
verjüngt, aber oben durch einen kleinen spitzen Helm be-
kront, flankiren die breite Vorderwand der drei Schiffe, welche
die Theilung derselben durch Liseuen andeutet, aber oben mit ei-
ner Gallerie von sich durchschneidenden Bögen und einer Zinnen-
reihe horizontal abschliesst. Die Zierde dieser nach italienischer
Weise wenig bedeckten YVaud ist das spitzbogige Hauptportal,
das ganz aus Marmor und von vorzüglichster Arbeit mit je drei
verschieden verzierten Säulen und entsprechenden Archivolten
ausgestattet ist. Darüber steht dann in bedeutender Höhe ein
nicht minder reich geschmücktes zweitheiliges Spitzbogenfenster,
das mit dem Portale in eigenthiimlicher YVeise durch einen ho-
hen, an seiner Spitze sich giebelartig gestaltenden Spitzbogen
von ganzer Breite des Mittelschiffes zusammengefasst ist, wäh-
rend die schmalen Seitenschiife ausser den Portalen nur noch je
ein freilich mit Säulen und plastischen Ornamenten noch reicher
verziertes Fenster haben. Man sieht, es ist eine Mischung ein-
heimischer und fremder Formgedanken, die aber doch ein nicht
bloss reiches, sondern auch geschmackvolles Bild giebt. Noch mcllr
würde dies vielleicht von der ohne Zweifel gleichzeitigen Vorhalle
der Südseite gelten, die, ebenfalls von jedoch unvollendeten Thür-
men flankirl, mit drei Kreuzgewölben gedeckt und mit drei schlan-
ken, gestelzten, von Säulen getragenen, rhythmisch wechselnden
Spitzbögen geöffnet, zu einem ähnlich geschmackvollen Portale
hinführt, wenn sie ihre ursprüngliche Bekrönung behalten hätte.
Sie ist aber in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts mit ei-
nem antikisch breiten Giebel von ziemlich geschmackloser Orna-
mentation bedeckt, der gegen die schwungvolle, luftige Form der
Spitzbögen contrastirt.
Hittorf Tab. 48. Das Hauptfenster in grösserem Maassstabe bei
de Marzo I. 190. Die Wirkung der Faqade ist leider durch die allzugrosse
Nähe des gegenüberliegenden erzbischöflichen Palastes und durch die beiden
Zu demselben herübergesprengten Bögen sehr beeinträchtigt.