cilien
nach
der
Normannenzeit.
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ihre Blüthe unter den normannischen Königen schon früher be-
trachtet haben, nur noch Weniges zu berichten; sie gab von da
an bis zu dem widerstandslosen Eindringen der Renaissance nur
Wenige Lebenszeichen. Die Ursachen dieses Stillstandes liegen
auch hier nicht so ausschliesslich, wie man gemeint hat, in den äus-
sern Schicksalen. Allerdings war die Zeit Heinrichs VI. und des
blutigen grausamen Kampfes, durch den er die Empörung der
normannischen Grossen niederschlng, dann weiterhin die der
drückenden Herrschaft der Anjou's, der SiCiiitiUiSChElI Vesper
(1282) und die darauf folgende, wo die Sicilianer durch die Ge-
fahr neuer Unterjochimg in Aufregung und Spannung gehalten
Wurden, der Kunst nicht günstig, und unter den aragonischen
Königen schwächte-n die gesteigerten Ansprüche der mächtig ge-
wordenen Aristokratie das Königthum und erzeugten wiederholte
Bürgerkriege. Aber zwischen jenen kurzen Stürmen lagen die
milden und kunstliebenden Regierungen der Königin Constanza,
Friedrichs und Manfreds, und kriegerische Unruhen sind, wie
die Geschichte aller Länder beweist, nicht nothwerldig Hinder-
nisse künstlerischer Thätigkeit. Wichtiger war schon, dass die
freigebige Frömmigkeit der normannischen Könige dem kirchli-
chen Bedürfnisse für lange Zeit genügt hatte, noch wichtiger aber
ein anderer, tiefer liegender Grund. Jene frühe Kunstblüthe hatte
das Land in künstlerischer Beziehung isolirt. Das Produkt sehr
eigenthümlicher Verhältnisse, namentlich der damals unerhörten
Toleranz, mit der Griechen, Italiener, Araber und Normannen hier
neben einander wohnten und ihre Anschauungen austauschten,
war sie auswärts, selbst in dem benachbarten und politisch ver-
bundenen Königreich Neapel, unverständlich, der einheimischen
Bevölkerung aber so zusagend, dass dieselbe das Bedürfniss
Weitern Fortschreitens verlor. Ihre Kunst enthielt ja schon Ele-
mente aller der Style, von denen die verschiedenen Gegenden des
italienischen Festlandes angeregt wurden selbst das Gothische
übte hier keinen Reiz aus, man durfte glauben, es, so weit es hier
das letzte historische Daten von einiger Zuverlässigkeit giebt, ist jetzt das
trotz zahlreicher Mängel dankenswerthe Werk von Giaechino de Mai-z o,
Delle belle arti in Sicilia dai Normanni sino alle fine del Secolo XIVI,
2 Bde. mit 26 Taf., Palermo 1858, anzuführen.