Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Schlussbetrachtung. 
Ueberblickerl wirhieram Schluss den Gang der mittelalterlichen 
Kunst in dieser Gegend, so kann es wohl scheinen, dass er ge- 
radezu einen Rückschritt bilde. Denn man wird kaum anstehen, 
der feierlichen Pracht der Kirchen von Bari und Troja, den Basi- 
liken Campaniens mit ihren edeln Mosaiken und Marmorwerken, 
selbst der phantastischen Facadenbilduxig der Abruzzen den Vor- 
zug vor den schwülstigen und doch gedankenarmen Erfindungen 
Bambocciois oder vor der plumpen und steifen Gothik seiner Vor- 
gänger zu geben. Allein dennoch war dieser scheinbare Verlust 
ein Gewinn. Jene auf antiker oder byzantinischer Tradition be- 
ruhende Kunst war ein todter , keiner Entwickelung fähiger Be- 
sitz, der mit der Stagnation der öffentlichen Verhältnisse, mit der 
Isolirung dieser Gegenden von dem grossen Körper Italiens zu- 
sammenhing. Die weitere Fortdauer dieser Zustände würde auch 
hier zum völligen Absterben geführt haben, vor dem die in ande- 
rer Beziehung ungünstig scheinenden Schicksale des Landes das- 
selbe bewahrten. Die anhaltende Herrschaft der Fremden, der 
Normannen, Deutschen und besonders der hochmüthigen und ei- 
teln, aber auch rüstigen, klugen und consequenten Franzosen, 
übte die doppelte Wirkung aus , durch die Verbreitung abend- 
ländischer Begriffe das germanische Element der norditalienischen 
Bildung einigermassen zu ersetzen, die hiesige Bevölkerung der 
dortigen anzunähern, und zugleich durch den Gegensatz gegen 
diese Fremden das Gefühl italienischer Nationalität und das Be- 
dürfniss des Anschliessens an jene früher gereiften Provinzen zu 
wecken, bis endlich in den Tagen König Robertis, der trotz sei- 
ner französischen Abstammung darin voranging, die Verehrung 
toscanischer Dichtung und Kunst den Höhepunkt erreichte und zu 
möglicher Aneignung derselben antrieb. Die Bevölkerung war 
also aus einer gleichgültigen, halborientalischen zu einer italieni- 
schen, zu einem lebendigen Gliede an dem Körper der Nation ge- 
worden, und dies war denn allerdings mit dem Opfer jener antiken 
Tradition nicht zu schwer erkauft. 
Ueber Sinilielfs mittelalterliche Kunstg) ist, nachdem w] 
2 S. 228 genannten Kupfer- 
Serradifalco, von denen nur 
Ü Ausser den bereits oben Bd. IV. Abth. 
werken von Gally Knigbt, Hittorf und Zanth,
	        
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