Einheimische
Meister.
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durch etwas rundlichere Formen unterscheidet. Die neapolitani-
sehen Schriftsteller nennen diesen Maler Colantonio del iiore, 0b-
gleich der Name: Antonio in der Inschrift nicht vorkommt,
und legen ihm noch mehrere und offenbar viel spätere Bilder bei,
Weshalb denn Einige annehmen, dass er ein langes Leben bis
1444 geführt und seine Manier in einer der flandrischen Technik
verwandten VVeise geändert, Andere (lagegen, dass es zwei Ma-
ler gleichen oder ähnlichen Namens gegeben habe. Der Streit
über diese Persönlichkeiten darf uns um so weniger aufhalten, als
weder dieses Bild des Nicholaus von 1371, noch irgend eines der
unbezeichneterlGemälde dieser Zeit sich durch hervorragende Ei-
genschaften auszeichnet oder eine eigenthümliche Richtung der
einheimischen Kunst bekundet. Sie gehören vielmehr sämmtlich
der Schule Giottds im weiteren Sinne des Wortes an, die sich
hier bis weit in das XV. Jahrhundert hinein erhielt.
Und auch da noch sind die Maler, welche sich auf ihreuWer-
ken nennen, auswärtigen Ursprungs. So der Petrus Domenici de
Montepulciano, der sich mit der Jahreszahl 1420 auf einem recht
lieblichen Madonnenbilde in der Kirche der Camaldulenser ober-
halb Neapel, dann der Leonardus de Bisuccio aus Mailandäj, wel-
cher sich in S. Giovanni a Carbouara zuerst am Grabe des Kö-
nigs Ladislaus 1414) in der bescheidenen Qualität als Ver-
golder, dann aber auch in der Kapelle des Seneschalls Sergianni
Caracciolo 143!) als der Urheber umfangreicher Wandge-
mälde aus dem Leben der Maria und aus dem der Einsiedler
nennt, endlich der Franciscus de Arecio, welcher im Jahre
1435 die oben erwähnte Kirche S. Caterina zu S. Pietro in Gala-
tina mit umfassenden, gedankenreichen und vortrefflich dem
Raume angepassten Fresken schmückte. Alle diese Maler sind
noch entfernte Nachfolger Giottds, jedoch in einer Richtung,
welche sich der des Fiesole ilähert. Bei dem letzterwähnten Bilder-
cyelus ist es bemerkenswerlh, dass die Bestellerin, eine Dame aus
dem Hause der Balzi, welche an König Ladislans vermählt ge-
wesen war und sich nach dessen Tode in das genannte ihrer Fa-
milie gehörige Städtchen zurückgezogen hatte, sich zuerst eines
einheimischen Malers bediente, dessen Arbeit ihr aber so sehr
"Ü Passavant im K. B1. 1838, S. 262. Schulz IlI. 91.