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Süd-Italien.
Anjou, und noch jetzt ist in Capua am römischen Thore eine
überlebensgrosse Statue des Kaisers erhalten, welche zwar starr
und ohne Ausdruck ist, aber doch einen Meister verräth, der sich
in diesen Verhältnissen mit Sicherheit und mit einem gewissen
Gefühl für Würde zu bewegen Wusstet). Allein auch diese An-
regung hatte keine weiteren Folgen und die Gestaltenbiltlung sank
überall, wo die einheimische Kunst sich selbst überlassen blieb,
in die alte geistlose VVeise zurück. Noch die reichen Sculpturen,
mit welchen König Robert das Portal der Kathedrale von Alta-
mura schmücken liess, sind völlig ausdruckslos, und an dem um
1360 entstandenen Portale von S. Caterina zu S. Pietro in Gala-
tina sind neben den fein ausgeführten antikischen Ornamenten die
Gestalten Christi und der Apostel auffallend stumpf und roh, mit
kurzen Verhältnissen, breiten Nasen und starr hervorspringenden
Augen am).
Diese Schwäche der einheimischen Kunst verursachte dann
vom Ende des XIII. Jahrhunderts an die Zuziehung fremder
Meister. Die Franzosen, welche die Anjouls begleiteten, waren
ohne Zweifel überwiegend Architekten gewesen und jedenfalls
erhielten in der Plastik und Malerei die Toscaner sehr bald den
Vorzug. Ob Niccolb und Giovanni Pisano hier gewesen, wie
Vasari erzählt, mag dahin gestellt bleiben, wohl aber wird Ar-
nolfo, der, wie wir wissen, im Jahre 1'277 im Dienste des Königs
Karl in Rom beschäftigt war, vorher in Neapel gearbeitet haben,
da sich diese Verbindung sonst nicht erklären liesse. Auch be-
weist der entschieden pisanische Styl der Figuren an den Kan-
zeln zu Sessa und Ravello schon einen Einfluss dieser Schule.
Seit dem Anfange des XIV. Jahrhunderts nimmt die Anwesen-
heit oberitalienischer Künstler bedeutend zu und namenllicl] hat-
ten sie, wie es scheint, an König Robert einen eifrigen Gönner.
Schon 1308, noch als Stellvertreter seines Vaters, bewilligte er
dem Maler Pietro Cavallini aus Rom für unbestimmte Zeit
(ad bene placitum) einen Jahrgehalt, nebst einer Entschädigung
für Hansmiethe. Im Jahre 1310 ernennt er den Maler Montanus
von Arezzo,
dem sein Bruder Prinz Philipp schon für ihm gelei-
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w)
Agincourt, Sculpt.
I. S. SÖ und 277.
Taf.
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Nro.
Vergl
oben
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