Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

596 
Süd-Italien. 
dann aber auch inBogenschützen, kämpfenden Männern und ähn- 
lichen Gestalten zweifelhafter Bedeutung, wie sie auch an der 
ehernen Pforte am Dome zu Augsburg vorkommen, und endlich 
ausser den Löwenköpfen mit Ringen noch aus einem sehr schön 
und phantastisch aus Drachen- und Löwenköpfen componirten 
Ornamente. Obgleich nun die Darstellung durch die Anwendung 
des Reliefs sich von der byzantinischen Tradition entfernt hat, ist 
diese im Style der Zeichnung, besonders an den heiligen Gestal- 
ten, noch völlig erhalten; ihre greisenhaften Gesichtszüge und 
conventionellenGewandfalten erinnern an gewöhnliche griechische 
Gemälde und die Darstellungen der Kreuzabnahme und Aufer- 
stehung haben sogar griechische Beischriften. lm Ornamente be- 
wegt sich der Meister dagegen ganz frei und die vielen Ornament- 
streifen, welche, mit Rankengeflechten und eingefügten Figürchen 
bedeckt, nicht bloss die Felder trennen, sondern auch noch mit 
einem diesem Meister eigenthümlichen Reichthume die 'l'hüre als 
ein Ganzes umrahmen, sind von ausserordentlicher Schönheit. 
Bald darauf verlor sich dieser Einfluss des Griechischen noch 
mehr. Schon an der ungefähr gleichzeitigen ehernen Thüre der 
Klosterkirche S. Clemente in Pescara sind die Wenigen plastischen 
Gestalten nichts weniger als byzantinisch, aber freilich auch sehr 
rohä"). Von sehr viel höherer künstlerischer Bedeutung ist dann 
aber die Thiire des Domes zu Beneventä-W), die kolossalste die- 
ser ganzen Reihe, indem sie aus 72 Feldern besteht. Ein Theil 
derselben enthält die Gestalten der dieser Metropole untergebenen 
Diöcesanbischöfe, 43 aber erzählen in figurenreicheu Darstellun- 
gen die Geschichte Christi. Hier ist denn nun jeder unmittelbare 
4') Vergl. Taf. 55 und Bd I1. S. 29 a. a. O. Von den andern nicht mit 
Figuren geschmückten Feldern enthalten einige ein sehr formloses, aus 
Kreislinien gebildetes eingegrabenes Ornament, die andern aber die gleich- 
förmig wiederkehrende, aber immer mit einem andern Ortsnamen benannte 
Zeichnung eines Castells. Es sind die Besitzthümer des Klosters, welche 
man in dieser naiven Weise hier inventarisirt und als solche öffentlich in 
Anspruch genommen hat. Schon die byzantinische Thüre zu Monte Oassino 
enthielt ein solches Güterverzeichniss. 
M) A. a. 0. II. 314 ff., Taf. 80 giebt neun Felder der Thüre, welche 
bei Ciampini Vet. mon. II. 26 und de Vita, Thesaurus antiqnitatum Bene- 
ventarum Roma 1764 ganz abgebildet ist.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.