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Süd-Italien.
dann aber auch inBogenschützen, kämpfenden Männern und ähn-
lichen Gestalten zweifelhafter Bedeutung, wie sie auch an der
ehernen Pforte am Dome zu Augsburg vorkommen, und endlich
ausser den Löwenköpfen mit Ringen noch aus einem sehr schön
und phantastisch aus Drachen- und Löwenköpfen componirten
Ornamente. Obgleich nun die Darstellung durch die Anwendung
des Reliefs sich von der byzantinischen Tradition entfernt hat, ist
diese im Style der Zeichnung, besonders an den heiligen Gestal-
ten, noch völlig erhalten; ihre greisenhaften Gesichtszüge und
conventionellenGewandfalten erinnern an gewöhnliche griechische
Gemälde und die Darstellungen der Kreuzabnahme und Aufer-
stehung haben sogar griechische Beischriften. lm Ornamente be-
wegt sich der Meister dagegen ganz frei und die vielen Ornament-
streifen, welche, mit Rankengeflechten und eingefügten Figürchen
bedeckt, nicht bloss die Felder trennen, sondern auch noch mit
einem diesem Meister eigenthümlichen Reichthume die 'l'hüre als
ein Ganzes umrahmen, sind von ausserordentlicher Schönheit.
Bald darauf verlor sich dieser Einfluss des Griechischen noch
mehr. Schon an der ungefähr gleichzeitigen ehernen Thüre der
Klosterkirche S. Clemente in Pescara sind die Wenigen plastischen
Gestalten nichts weniger als byzantinisch, aber freilich auch sehr
rohä"). Von sehr viel höherer künstlerischer Bedeutung ist dann
aber die Thiire des Domes zu Beneventä-W), die kolossalste die-
ser ganzen Reihe, indem sie aus 72 Feldern besteht. Ein Theil
derselben enthält die Gestalten der dieser Metropole untergebenen
Diöcesanbischöfe, 43 aber erzählen in figurenreicheu Darstellun-
gen die Geschichte Christi. Hier ist denn nun jeder unmittelbare
4') Vergl. Taf. 55 und Bd I1. S. 29 a. a. O. Von den andern nicht mit
Figuren geschmückten Feldern enthalten einige ein sehr formloses, aus
Kreislinien gebildetes eingegrabenes Ornament, die andern aber die gleich-
förmig wiederkehrende, aber immer mit einem andern Ortsnamen benannte
Zeichnung eines Castells. Es sind die Besitzthümer des Klosters, welche
man in dieser naiven Weise hier inventarisirt und als solche öffentlich in
Anspruch genommen hat. Schon die byzantinische Thüre zu Monte Oassino
enthielt ein solches Güterverzeichniss.
M) A. a. 0. II. 314 ff., Taf. 80 giebt neun Felder der Thüre, welche
bei Ciampini Vet. mon. II. 26 und de Vita, Thesaurus antiqnitatum Bene-
ventarum Roma 1764 ganz abgebildet ist.