592
Süd-Italien.
Siena zurück. Das Mosaik in der linken Apsis des Domes von
Salerno, Welches von dem bekannten Johann von Procida, also
natürlich vor 1282, gestiftet, ihn vor dem Throne des h. Ma-
theus kniend darstellt, ist nicht gerade byzantinisirend, sondern
mehr den einfacheren Formen des plastischen Styles ähnlich, aber
nichts Weniger wie bedentendtß).
Einen etwas erfrenlicheren Anblick gewährt die Sculptur
im XII. Jahrhundert, indem sie in verschiedenenBeziehungen
sich die Vorgänge byzantinischer Technik anzneignen und mit
geistiger Freiheit der einheimischen Auffassung dienstbar zu ma--
chen wusste. Zunächst sehen wir dies an den Steinmetzm der
östlichen und südlichen Provinzen. Die griechische Kunst hatte
sich der plastischen Darstellung menschlicher Gestalten so sehr
entwöhut, dass sie selbst an den Gebäuden sie völlig vermied und
sich auf die saubere und elegante Ausführung der hergebrach-
ten conventionellen Ornamentmotive beschränkte. Die italischen
Steinarbeiter der bezeichneten Gegenden hatten von ihnen diese
allerdings etwas trockene Schärfe und Präcision des Meissels er-
lernt, verwendeten sie nun aber sofort auch zur Darstellung von
Gestalten, wenn auch nur innerhalb der architektonischen Schran-
ken, indem sie theils einzelne menschliche oder phantastische Fi-
guren an passenden Stellen des Blatt- und Rankenwerkes anbrach-
ten, theils auch sich in grösseren historischen Reliefs versuchten,
bei deren Behandlung sich dann aber die streng geregelte WVeise
der byzantinischen Kunst geltend machte. Sehr merkwürdig sind
in dieser Beziehung die bald nach 1150 entstandenen, in den
schmalen Raum der 'l'hürleibung am Hauptportale des Domes zu
Traniwt) hineincompoxiirten Darstellungen aus der Geschichte
Abrahams und Jacobs. Die Gewänder sind mit conventionellen
Falten und Verzierungen bedeckt, die Gesichter eckig und starr,
aber die Bewegungen z. B. bei dem nächtlichen Ringen des Pa-
triarchen mit dem Engel lebendig und energisch , der Ausdruck
m] A. a. O. II. 292 und Taf. 82. Einige Miniaturen aus dieser Ge-
gend, welche Agincourt Peint. Taf. 53, 54, 68, G9 mittheilt, lassen ebenso
wie die dlas Petrus ab Eboli (oben S. 277) nur den Mangel einer festen
Richtung erkennen.
H] Taf. 19 und I. 109.