Antonio
Bamboccio.
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der mehr architektonischen Aufgabe der Herstellung prachtvoller
Portale beauftragt wurde. Beide, das des Doms von Neapel von
1407 und das der kleinen Kirche S. Giovanni a Pappacoda von
1415 sind einander sehr ähnlich. Die zum Grunde liegende An-
ordnung ist eine ziemlich regelmässige; eine Thür mit gradem
Stürze, spitzem Bogenfeld und hohem Spitzgiebel, in massiger
Vertiefung von schlanken Säulchen, und endlich von vorspringen-
den, auf Löwen ruhenden Säulen flankirt, von deren Kapitälen
Fialen aufsteigen. Diese einfache und wohlbekannte Anlage ist
dann aber durch die Häufung von Bildwerk und üppigen Details
im höchsten Grade überladen. Das Bogenfelti enthält zwar nur
eine Statuengruppe, die Jungfrau mit dem Kinde und zwei Hei-
ligen. Aber die Archivolte ist schon mit schwebenden Engeln
verziert, dann der Spitzgiebel um ein in seiner Mitte befindliches
vertieftes Medaillen, das am Dome die Krönung Mariae, an
S. Giovanni den segnenden Christus enthält, mit dicht gedrängten
Engelsgruppen gefüllt; die Fialen bestehen ganz aus Bildnischen,
welche besonders in den obern Theilen fast ohneZusammenhang sind
und endlich hebt sich aus der üppig gestalteten Giebelblume noch
ein Sänlchen, das hochoben die Gestalt des Erzengels Michael
in bedeutender Dimension trägt. Am Dome ist diese Anordnung
noch mässig, aber offenbar hat ihr Reichthum dem Meister und
seinem Publikum so gefallen, dass er sie nun an S. Giovanni
ohne Rücksicht auf die sehr viel kleinem Dimensionen dieser
Kirche aufs Höchste gesteigert hat. Die Figuren in den Reliefs
sind möglichst gedrängt, das Blattwerk des Giebels ist verdoppelt
und von wuchernder Fülle, die Fialen steigen höher hinauf und
tragen ebenso wie die Spitze des Giebels oben kämpfende Engel
mit hocherhobenen in die Luft reichenden Flügeln, von denen die
des Erzengels auf der Giebelspitze über den horizontalen Schluss
der Fagade hinausgehn.
So gering der künstlerische Werth dieser Leistungen ist,
hatte Meister Bamboccio damit doch den Geschmack seiner Lands-
leute getroffen. Mit der strengen constructiven Gothik hatten sie
sich nicht vertragen können; als sie aber in ihrem Verfalle ein
Mittel wurde, eine sinnliche Fülle üppiger Formen zu häufen, fand
sie Beifall und gab den Anstoss zu der Vorliebe für das Ueber-