Stiftungen
CarPs
VOll
Anjou.
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Klöster gewesen sein, welche Carl von Anjon als persönliche
Denkmäler theils seiner Siege theils der Pietät stiftete, die auf den
Schlachtfeldern von Benevent und Tagliacozzo , wo Manfred und
Conradin unterlagen, und das von Realvalle, Welches, mit franzö--
sischen Mönchen besetzt, ein Abbild des von seinem Vater ge-
gründeten Klosters Royaumont bei Paris sein sollte. Die fran-
zösischen Meister, die wir bei diesen Bauten urkundlich kennen,
werden alles aufgeboten haben, um die ganze Schönheit ihrer
heimischen Kunst zu entwickeln. Aber alle drei sind, als ob die
N emesis darüber gewaltet, bis auf formlose 'I'rümmerhaufen ver-
schwunden. Dagegen ist ein anderes, weit von der Hauptstadt
entlegenes, berühmtes Heiligthum frühgothischen französischen
Styls noch wohl erhalten, das diese seine Gestalt wahrscheinlich
der Fürsorge König Carls verdankt. Es ist dies die Grottenkirche
zu Monte S. Angele auf dem Garganus, die Hauptstättei für den
im Mittelalter so sehr gesteigerten Cultus des Erzengels Mi-
chaelät). Auf und zwischen Felsen gebaut, mit der Höhle ver-
bunden, in welcher der Erzengel einst erschienen sein soll, ge-
stattete sie keine grossariige Plananlage, aber alle ihre Formen
sind völlig im reinen frühgothischen Style Frankreichs. Schlanke
Säulenbündel mit Knospenkapitälen oder feinerem Blattwerk stei-
gen, da der Felsen selbst den untern Theil des Raumes begrenzt,
von Consolen auf und tragen Kreuzgewölbe mit Wohlproiilirten
Rippen.
Kaum dürfte sich ein zweiter Fall so reiner Anwendung des
gothischen Styls in den Provinzen nachweisen lassen. Die Ka-
thedrale von Lucera, welche Carl II. im Jahre 1300, nachdem
a] Dass König Carl sich für dies Heiligthum interessirte, oder doch
sich durch scheinbares Interesse für dasselbe populär machen wollte, ergiebt
sich daraus, dass er im J. 1272 die Herstellung der dahin führenden Land--
strasse verordnete und seinen dabei beschäftigten Beamten ausdrücklich auf-
gab, dies "iieissig und feierlich" (diligenter 8x solempuiter) zu thun, damit.
es kundbar werde, dass er selbst sein Königliches Auge darauf gerichtet-
habe. Schulz IV. Nro. 94. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch
der Bau der Felsenkirche selbst von Karl angeordnet wurde. Peter von
Angicourt war im J. 1278 ganz in der Nachbarschaft von Monte S. Angelo
in der Stadt Manfredonia beschäftigt und kann sehr leicht beide Bauten zu
Bleicher Zeit geleitet haben.
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