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Süd-Italien.
der Disciplin, das Kloster den Benedictinern entzog und den Jo-
hannitern übergab, welche den Neubau, der bis auf diese Stunde
unvollendet daliegt, nicht fortsetzten. Der Plan 9-4) ist im Wesent-
lichen derselbe wie in Acerenza, nur darin unterschieden, dass
jene kleinem Gewölbfelder ausgefallen und mithin die auch hier
nur in der Dreizahl beibehaltenen Kapellen nahe aneinander ge-
rückt sind. Schon diese Anordnung, die in Frankreich niemals
vorkommt, dann aber auch die Details des Gebäudes, welche viel
reicher wie in Acerenza, aber unzweifelhaft italienisch sind, lassen
darauf schliesseu , dass wir es nur mit einer Nachahmung jener
Kathedrale zu thun haben. Säulen trennen die Schiffe und am
Hauptportale tragen Pilaster mit antikischen Ornamenten einen
steilen Spitzbogen, dessen Bogenfeld mit einer Arcatur von Huf-
eisenbögen und anderen wunderlichen Ornamenten gefüllt ist, so
dass die Stylmischung, welche in dieser Gegend im Allgemeinen
vorhanden ist, hier recht prägnant hervortritt. Der Choranlage
von Venosa gleicht dann noch die, welche der ältern Kathedrale
von Aversa im XIII. Jahrhundert angefügt ist, und endlich auch
die der von Karl I. im Jahre 1284 erbauten Kirche S. L0 renzo
maggiore in Neapel M).
In Beziehung auf die Anwendung des entwickelten gothi-
sehen Styls muss man zwischen Schlössern und Kirchen unter-
scheiden. Bei jenen kam er ziemlich allgemein in Gebrauch;
die grössere Uebuxlg in der Anlage von Gewölben und in der
Befestigungskunst, welche man den französischen Meistern zu-
schrieb W95), dann auch der Umstand, dass die fremden Könige und
ihre zu neapolitanischen Baronen erhobenen Begleiter diese zu
V] A. a. O. l. 321. Grundriss Tf. 43, 3, Kapitäle Tf. 19, 9. Ein
Portal Taf. 50. Ob im Innern beider Kirchen halbkreisförmige oder spitze
Bögen angewendet, ist leider nicht angegeben.
w) A. a. O. II. 190 lmd III. 38. Der Chor von S. Lorenzo ist im
XVI. Jahrh. verändert und gradlinig geschlossen, so dass die Ruinen der
gothischen Kapellen dahinter liegen.
Bei dem Hafenbau von Manfredonia fungirten ausser dem Baumeister
Peter von Angicourt der Zimmermeister Johann der Lüthringef und sogar
ein Meister Honoratus, der als Vorsteher der Kriegsmaschinenwerkstatt
(prepositus operi ingeniorum) des Königs von Frankreich bezeichnet wiuL
Bd. I. S. 220, IV. S. 21.