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Terra
di
Lavoro.
hinter eintritt, an der sich dann die weiteren Verschlingungen
aufranken. Arcaden dieser Art in willkürlichstem Wechsel der
Formen sind dann verschwenderisch angebracht, meistens meh-
rere übereinander. Selbst die Thürme, obgleich im Aeussern noch
ziemlich kriegerisch, sind im Innern in dieser Weise verziert und
dabei mit solchen muschelartigen Kuppeln, wie wir sie in Caserta
fanden, gedeckt.
Directe Nachrichten über die Entstehungszeit dieses Pracht-
baues haben wir nicht. Da indessen die Familie der Rntfolo erst
unter der Regierung CarPs von Anjou und zwar bald nach der
Eroberung des Landes in Ansehen kam und nun sowohl durch
die Bekleidung der höchsten Staatsämter, als durch grosse Geld-
geschäfte mit der Krone und durch einträgliche Privilegien sich
zu bedeutendem Reichthum erhob , so wird auch dieser auf ein
glänzendes Festleben berechnete Palast in diese Zeit, also in die
Jahre 1266 bis 1280 zu setzen sein, wo auch jene anderen ähn-
lichen Bauten, so weit sich ermitteln lässt, entstanden.
Es ist begreiflich, dass wir bei dem Vorherrschen dieses
maurischen Geschmacks in Amalfi und seiner Umgegend an den
lebendigen Verkehr denken, in welchem diese jetzt verarmte Stadt
einst mit dem Orient stand, als sie noch die Meere beherrschte
und Factoreien in Constantinopel und Jerusalem hatte. Allein
diese Zeiten waren längst vorüber; schon in den Tagen Robert
Guiscard's hatte Amalii seine Selbstständigkeit verloren und noch
früher war es im Handel von den Pisaneru, Genuesen und Vene-
tiauern verdrängt. Dass sich aus jener Zeit ein orientalischer
Geschmack erhalten habe, ist undenkbar. Auch lässt sich ein
Vorbild dieser Bauten im Orient nicht nachweisen. Manche wie-
derkehrende Anordnungen, z. B. jener Thurmaufsatz von Caserta
vecchia, Gaeta und Amalli sind ganz abendländisch, und da diese
abendländischen sowohl wie die orientalischen Elemente dieser
Baugruppe sich in Sicilieu vereinigt linden, so ist es augen-
scheinlich, dass dieses die Quelle derselben ist, jedoch so, dass
gewisse Motive des sicilischen Styls, namentlich das der Bogen-
verschlingung hier in willkürlicher phantastischer Weise gestei-
gert sind. Eine äussere Veranlassung, weshalb diese Formen,
die in Sicilieu schon gegen das Ende des XII. Jahrhunderts aus-