Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Terra 
di 
Lavoro. 
sehen, als für einen unmittelbar byzantinischen Einfluss spricht. 
Ob die Kirchen von Gaeta und Capri mit dieser apulischen zu- 
sammenhängen, ob sie, da sie ausser dem spitzbogigen Tonnen- 
gewölbe nur halbkreisförmige Bögen enthalten, älter sind als diese, 
wird sich schwerlich ermitteln lassen. Sie können ungeachtet 
ihrer einfacheren und eigenthümlicheren Erscheinung jünger und 
ungeachtet ihrer übereinstimmenden Anlage unabhängig von ein- 
ander durch unmittelbaren Einfluss von Sicilien entstanden sein. 
Anklänge an das maurische Element der sicilischen Bau- 
weise Iinden sich an der Westküste der Terra di Lavoro ziemlich 
zahlreich. Selbst in den gemeinen unkünstlerischen Gebrauch ist 
etwas da von übergegangen; manche Ortschaften auf den Inseln und 
an den Küsten der Meerbusen von Neapel und Salerno machen 
mit ihren niedrigen nackten, von keinem Dache beschützten Kup- 
peln einen ebenso orientalischen Eindruck, wie wir ihn in Sicilien 
empfangen, und es ist ganz Wahrscheinlich, dass die sarazenischen 
Söldnersehaaren, welchen die normannischen Fürsten und Frie- 
drich II. hier Wohnsitze anwiesen, diese allerdings dem vortreff- 
lichen Material dieser Gegend besonders zusagende Bauweise 
hier einführten. Allein auf feinere Leistungen war diese Solda- 
tesca nicht gerichtet und von specifisch-maurischen Zierformen 
kommt in früherer Zeit höchstens der Hufeisenbogen vor, der 
dann aber, wie z. B. an der Faeade des Domes und im Kreuzgange 
von S. Sofia zu Benevents-t), mehr aus der schon in den Abruzzen 
wahrgenommenen Vorliebe für das Kraftstrotzende dieser Form 
als aus einem directen Einfluss von Sarazenen, der grade hier 
nicht nachgewiesen werden könnte, zu erklären ist. Dagegen 
zeigen sich in einer spätern Zeit an verschiedenen Stellen sehr 
interessante und künstliche Nachahmungen maurisch-siciliseher 
Decoration. 
Das Reichste in dieser Art bietet die Kathedrale zu Caserta 
vecchiawk). Das Langhaus, ohne Zweifel von dem im Jahre 
1153 geweihten Bau herstammend, ist das einer gewöhnlichen 
4') A. a. O. II. 807 und 328, Taf. 79. Beide Bauten zeigen auch in 
Kapitälen und Basen ein Wohlgefallen am Schweren und Auffallenden. 
M) Schulz II. pag. 182, Grundriss Tf. 52, 9. Aufrisse und Durch- 
schnitt Tf. 72, 73.
	        
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