566
Terra
di
Lavoro.
sehen, als für einen unmittelbar byzantinischen Einfluss spricht.
Ob die Kirchen von Gaeta und Capri mit dieser apulischen zu-
sammenhängen, ob sie, da sie ausser dem spitzbogigen Tonnen-
gewölbe nur halbkreisförmige Bögen enthalten, älter sind als diese,
wird sich schwerlich ermitteln lassen. Sie können ungeachtet
ihrer einfacheren und eigenthümlicheren Erscheinung jünger und
ungeachtet ihrer übereinstimmenden Anlage unabhängig von ein-
ander durch unmittelbaren Einfluss von Sicilien entstanden sein.
Anklänge an das maurische Element der sicilischen Bau-
weise Iinden sich an der Westküste der Terra di Lavoro ziemlich
zahlreich. Selbst in den gemeinen unkünstlerischen Gebrauch ist
etwas da von übergegangen; manche Ortschaften auf den Inseln und
an den Küsten der Meerbusen von Neapel und Salerno machen
mit ihren niedrigen nackten, von keinem Dache beschützten Kup-
peln einen ebenso orientalischen Eindruck, wie wir ihn in Sicilien
empfangen, und es ist ganz Wahrscheinlich, dass die sarazenischen
Söldnersehaaren, welchen die normannischen Fürsten und Frie-
drich II. hier Wohnsitze anwiesen, diese allerdings dem vortreff-
lichen Material dieser Gegend besonders zusagende Bauweise
hier einführten. Allein auf feinere Leistungen war diese Solda-
tesca nicht gerichtet und von specifisch-maurischen Zierformen
kommt in früherer Zeit höchstens der Hufeisenbogen vor, der
dann aber, wie z. B. an der Faeade des Domes und im Kreuzgange
von S. Sofia zu Benevents-t), mehr aus der schon in den Abruzzen
wahrgenommenen Vorliebe für das Kraftstrotzende dieser Form
als aus einem directen Einfluss von Sarazenen, der grade hier
nicht nachgewiesen werden könnte, zu erklären ist. Dagegen
zeigen sich in einer spätern Zeit an verschiedenen Stellen sehr
interessante und künstliche Nachahmungen maurisch-siciliseher
Decoration.
Das Reichste in dieser Art bietet die Kathedrale zu Caserta
vecchiawk). Das Langhaus, ohne Zweifel von dem im Jahre
1153 geweihten Bau herstammend, ist das einer gewöhnlichen
4') A. a. O. II. 807 und 328, Taf. 79. Beide Bauten zeigen auch in
Kapitälen und Basen ein Wohlgefallen am Schweren und Auffallenden.
M) Schulz II. pag. 182, Grundriss Tf. 52, 9. Aufrisse und Durch-
schnitt Tf. 72, 73.