Byzantinisirende
Bauten.
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reichverzierte Archivolte bedeckten Fenstern den Kuppeln der
Ilagia Theotokos zu Constantinopel oder des Katholikon zu
Athen 4') überaus nahe kommt, ja sich im Wesentlichen nur da-
durch von ihnen unterscheidet, dass diese verzierten Archivolten
nicht wie dort über den Anfang des Hachen Kuppelgewölbes frei
in die Luft hinausragen, sondern innerhalb der senkrechten Wand
des Tambours liegen, welche dann noch durch Fries und Gesims
abgeschlossen ist und das höhere Dach trägt. Auch der Grund-
gedanke des ganzen Baues, die Durchschneidung zweier Tonnen-
gewölbe mit einer Kuppel auf der Vierung, ist unserm itali-
schen Bau mit jenen byzantinischen Kirchen gemein, und der
Grundriss besonders dem des Katholiken sehr ähnlich; nur dass
die Pfeiler, die dort wegen des Narthex und der Anordnung des
Uhores ungleiche, hier dem Basilikentypus entsprechend gleiche
Abstände haben. Aber auch in Sicilien kommen ähnliche Anlagen
vor und namentlich hat die Kirche S. Maria delli Amiraglio zu
Palermo, später la Martorana genanntem), obgleich damals im
Grundrisse quadratisch gestaltet, in der Hauptanordnung und in
vielen Einzelheiten, besonders in der Profilirung und Ornamcnta-
tion, grosse Verwandtschaft mit der Kirche von Lecce.
Erbauer dieser Kirche ist der bekannte Graf 'l'ancred, der
letzte, wenn auch unächte Abkömmling des normannischen
Königshauses, welchen die Zuneigung des Volkes auf den Thron
rief, wo er sich mehrere Jahre mit Muth und Geschick erhielt.
Die wechselvollen Schicksale seines Lebens hatten ihn sowohl mit
byzantinischer als mit sicilischer Kunst in Berührung gebracht;
er hatte sich in seiner Jugend als Flüchtling einige Jahre in Athen,
dann, als König Wilhelm II. ihn zurückriel, viel in Palermo auf-
gehalten, und grade in dieser Zeit (1180) und zum Seelenheil
dieses Königs stiftete er diese Kirche, so dass sowohl dieses
historische Verhältniss als das Stylistische mehr für einen sicili-
m] Jene in Salzenberg, Hagia Sophia Taf. 34 und 35, diese bei Alb. Lenoir
Arch. monastique I. S. 259, 271, 283, 332.
da) Durchschnitte bei Hittorff und Zantb Tf. 74 Nro. 4, und bei
A. Lenoir a. a. O. S. 398. Beide Durchschnitte geben die Kirche in ihrem
jetzigen Zustande, der aber nach Serradifalco, del duomo di Monreale p. 35
erst später durch eine Verlängerung des ursprünglich quadratischen Baues
entstanden ist.