Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Byzantinisirende 
Bauten. 
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reichverzierte Archivolte bedeckten Fenstern den Kuppeln der 
Ilagia Theotokos zu Constantinopel oder des Katholikon zu 
Athen 4') überaus nahe kommt, ja sich im Wesentlichen nur da- 
durch von ihnen unterscheidet, dass diese verzierten Archivolten 
nicht wie dort über den Anfang des Hachen Kuppelgewölbes frei 
in die Luft hinausragen, sondern innerhalb der senkrechten Wand 
des Tambours liegen, welche dann noch durch Fries und Gesims 
abgeschlossen ist und das höhere Dach trägt. Auch der Grund- 
gedanke des ganzen Baues, die Durchschneidung zweier Tonnen- 
gewölbe mit einer Kuppel auf der Vierung, ist unserm itali- 
schen Bau mit jenen byzantinischen Kirchen gemein, und der 
Grundriss besonders dem des Katholiken sehr ähnlich; nur dass 
die Pfeiler, die dort wegen des Narthex und der Anordnung des 
Uhores ungleiche, hier dem Basilikentypus entsprechend gleiche 
Abstände haben. Aber auch in Sicilien kommen ähnliche Anlagen 
vor und namentlich hat die Kirche S. Maria delli Amiraglio zu 
Palermo, später la Martorana genanntem), obgleich damals im 
Grundrisse quadratisch gestaltet, in der Hauptanordnung und in 
vielen Einzelheiten, besonders in der Profilirung und Ornamcnta- 
tion, grosse Verwandtschaft mit der Kirche von Lecce. 
Erbauer dieser Kirche ist der bekannte Graf 'l'ancred, der 
letzte, wenn auch unächte Abkömmling des normannischen 
Königshauses, welchen die Zuneigung des Volkes auf den Thron 
rief, wo er sich mehrere Jahre mit Muth und Geschick erhielt. 
Die wechselvollen Schicksale seines Lebens hatten ihn sowohl mit 
byzantinischer als mit sicilischer Kunst in Berührung gebracht; 
er hatte sich in seiner Jugend als Flüchtling einige Jahre in Athen, 
dann, als König Wilhelm II. ihn zurückriel, viel in Palermo auf- 
gehalten, und grade in dieser Zeit (1180) und zum Seelenheil 
dieses Königs stiftete er diese Kirche, so dass sowohl dieses 
historische Verhältniss als das Stylistische mehr für einen sicili- 
m] Jene in Salzenberg, Hagia Sophia Taf. 34 und 35, diese bei Alb. Lenoir 
Arch. monastique I. S. 259, 271, 283, 332. 
da) Durchschnitte bei Hittorff und Zantb Tf. 74 Nro. 4, und bei 
A. Lenoir a. a. O. S. 398. Beide Durchschnitte geben die Kirche in ihrem 
jetzigen Zustande, der aber nach Serradifalco, del duomo di Monreale p. 35 
erst später durch eine Verlängerung des ursprünglich quadratischen Baues 
entstanden ist.
	        
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