Die
Abruzzen.
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Dagegen ist über das Mittelportal zunächst eine Fülle plastischen
Schmuckes ergossen; im Bogenfelde und auf dem Architrave
erzählen umfassende Reliefs die Gründungsgeschichte des Klo--
sters und die Widmung dieser neuen Kirche, und an den Thür-
pfosten erscheinen in grösserer Dimension, wenn auch in etwas
kurz gebildeten, steifen Gestalten, die reich geschmückten fürst-
lichen Wohlthäter des Klosters. Sehr merkwürdig ist dann aber,
dass die Seitengewände dieses Portals mit je drei in Wandeckelt
eingelassenen überschlanken Säulen ausgestattet sind, die an sich
und vermöge ihrer steilen attischen Basis und den mit räthsel-
haften 'l'hiergestalten geschmückten hohen Kelchkapitälen durch-
aus das Gepräge nordischen Uebergangsstyles tragen, dessen
Formen sich also hier mit dem maurischen Bogen vereinigt
finden ü).
In einem entfallenden Gegensatze zu den Portalen steht dann
die überaus schöne und klare Anordnung der Vorhalle. Drei
weite, prachtvolle Eingänge, alle drei von gleicher Höhe, der
mittlere, breitere, rundbogig, die beiden andern von regelrechten
Spitzbögen gedeckt, sind durch angemessene, von Säulen besetzte
Pfeiler getrennt, an denen auf stärkeren unteren Säulen schlanke
Säulchen wie gothische Dienste emporsteigen und so einen wohl--
geordneten, auf Consolen ruhenden Spitzbogenfries stützen, über
welchem dann ein reiches Gesimse das Hauptgeschoss bekrönt
und ein niedriges, rechtwinkelig schliessendes Obergeschoss trägt.
Ein nordischer Einfluss ist auch hier unverkennbar. An den Bögen
der Seitenportale kommen Rauten, Zickzack und Rosetten vor,
die an normannische Bauten erinnern, aber die ganze wohlgere-
gelte und organische Anordnung, die elegante Prolilirung der
Bögen, sowie die Einfügung von kleinen Figuren in die Archi-
volte des Mittelportals lassen sogar auf Kenntniss des gereiften
gothischen Styles schliessen. Indessen ist das Blattwerk durch-
aus in der antikischen Behandlung dieser Gegend und der Ein-
druck des Ganzen schon vermöge des horizontalen Abschlusses
der Facade ein sehr charakteristisch südlicher.
1') Das Schulische Werk giebt Taf. 52, F. 2 den Grundriss, Taf. 54, 55, 56
und zwar in ausgezeichneten Kupferstichen, die Vorhalle und die Portale,
Tßf- 58 Details. Vergl. den Text II. 23 ff.
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