Terra
di
Bari.
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heimische Schule zu gründen oder auf die hergebrachte Technik
einen erheblichen Einüuss zu gewinnen. Ihr Styl blieb immer
ein Fremdling im Lande und ihre Gebäude bilden eine gesonderte
Gruppe, die sich nicht mit den andern mischt. Aber ebenso erging
es den einheimischen Meistern; ihre Erfindungen fanden wohl
einzelne Nachahmer, so dass sich danach eine bald nahe, in be-
stimmter Gegend concentrirte, bald sehr zerstreute Gruppe ver-
wandter Gebäude bildete. Allein eine bleibende, fortschreitende
Schule, eine eigenthümliche Richtung, welche auf das Kunslleben
von Oberitalien oder gar auf das gesammte Abendland eine Ein-
Wirkung haben konnte, entstand dadurch nicht. Die Kunst dieses
Landes liegt ausserhalb der grossen geschichtlichen Strömung, sie
hat sogar in sich keinen festen organischen Zusammenhang, son-
dern besteht aus einzelnen Gruppen, die höchstens lose verbunden
sind. Indessen befinden sich unter diesen einzelne sehr anziehende
und lehrreiche.
Betrachten wir auch hier zunächst die Architektur, so
finden wir die interessanteste solcher Gruppen im Osten des Lan-
des, in der zwischen dem Gebirge und dem adriatischen Meere
liegenden fruchtbaren Ebene, welche nach ihrem Hauptorte, der
reichen Handelsstatlt Bari, benannt wird. Die Schicksale dieser
T e r r a d i B a ri im früheren Mittelalter waren keineswegs günstig.
1m gothischen Kriege von den Byzantinern besetzt, wurde Bari
nun lange der Gegenstand und der Schauplatz beständiger Kriege
zwischen diesen, den longobartlischeti Fürsten der Umgegend und
sogar den Arabern, welche sich einmal etwa fünfzig Jahre lang
im Besitze der Hauptstadt erhielten, dann aber den Byzantinern
weichen mussten, die sich nun fast 200 Jahre behaupteten, bis
es endlich im Jahre 1071 Robert Gniscard gelang, sie völlig zu
verdrängen und die ganze Gegend bleibend mit seinem Reiche zu
vereinigen.
Diese Hergätige erklären zum Theil die Eigenthümlichkeiten
der Bauwerke. Der Grundgedanke der Kirchen ist zwar trotz
jener langen byzantinischen Herrschaft der der flachgedeckten
italienischen Basilika; an das dreischiftige, auf Säulen und Halb-
kreisbögen ruhende Langhaus schliesst Sich eill Ziemllßll tiefes,