Gleichgültigkeit
gegen
fremde
Kunst.
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Ebenso spröde verhielt man sich gegen den nordischen Styl,
der durch die Herrschaft der deutschen und französischen Könige
dem Lande nahe gebracht wurde. Friedrich II. War ohne Zweifel
Zu sehr Kosmopolit oder Italiener, um für den damals in Deutsch-
land herrschenden Ucbergangsstyl zu schwärmen. Die ihm zu-
geschriebenen Bauten sind rundbogig und lassen eine, wenn auch
unbeholfene Nachahmung antikerFormen erkennen i); sein Grab
im Dome zu Palermo besteht, wie die seiner Vorgänger, aus
einem auf freistehenden Säulen ruhenden, antik gebildeten Dache
über dem ebenfalls in antiker Weise protilirten Sarcophage. In-
dessen waren doch in seinem Gefolge und in dem seines Vaters
zahlreiche deutsche Ritter und Prälaten hieher gekommen, Welche
eine Anhänglichkeit an den heimischen Styl mitbrachten, und ihm
wenigstens bei den Schlossbauten Anwendung gaben, und wie
es scheint war auch schon damals durch die Kreuzfahrer oder
durch andere Verbindungen französische Gothik hieher gelangt
Jedenfalls wurde die Einführung des gothischen Styls demnächst
durch die Könige aus dem Hause Anjou, Welche grade in der
Zeit seiner höchsten Blüthe von Frankreich ausgehend wie alle
ihre Landsleute von ihm sehr eingenommen waren, auf das Eif-
rigste betrieben.
Man hätte glauben können, dass sie ihnen sehr leicht ge-
worden wäre; denn die Centralisation der Regierung, Welche
Schon unter Friedrich II. im hohen Grade ausgebildet War und
durch den herrschsüchtigen Carl von Anjou noch schärfer an-
gezogen wurde, erstreckte sich auch auf das Bauwesen und
gewährte der Regierung den bedeutendsten Einfluss auf dasselbe.
Alle Bauten der zahlreichen Schlösser, welche als Festungen oder
königliche Residenzen dienten, nicht minder die von Kirchen und
Klöstern, welche königliche Unterstützung erhielten, wurden von
der obersten Stelle geleitet. Nur wenn sie einfachster Art waren,
i") So ein Portal in Oastel del monte, welches auf korinthischen Pi-
lastern von einem antiken Giebel gedeckt ist. Schulz Tf. 30 Fig.'1. Das
Schloss hat zwar unter den Anjotfs Veränderungen erlitten, zu denen aber
ärade dies Portal eben wegen seiner Abweichung von dem gothischen Style
nicht gehören wird. Das rundbogige, mit Friedrichs Namen bezeichnete
Portal seines Schlosses zu Foggia daselbst I. 207.
H] Näheres darüber später bei Erwähnung der Katll- V01! Aßßerßnla.