Malerschulen.
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dem schönsten der VVandgemälde von Verona, über dem Grab--
male des 1390 verstorbenen Friedrich de Caballis in der dieser"
Familie gehörigen Kapelle in S. Anastasia. Der Gegenstand.
ist von allereinfachster Art. Vor der in der einen Ecke des Bildes
thronenden Madonna mit dem Kinde knien einer hinter dem an-
dern, fast immer im Profil, vier oder fünf Ritter aus der Familie
Caballi, alle ihr Wappen, das weisse Pferd, entweder auf den
Waffenröcken als Stickerei oder als Aufsatz auf dem Helme füh-
rend und jeder von seinem neben ihm stehenden Namensbeiligen,
begleitet. Aber diese langweilige Scene ist durch die feine Schön-
heit der Madonna, die Lieblichkeit der neben ihrem Throne ste--
henden Engel und besonders des Kindes, die ungezwungene
Haltung, die edeln und individuellen Züge und das phantastische,
aber reiche und geschmackvolle Kostüm der dargestellten Ritter,
die vortreffliche einfache Gewandbehandlung, das frische und
harmonische Kolorit überaus anziehend geworden. Vor Allem
aber gewinnt dies Bild ein hohes Interesse, wenn wir es mit der
Anbetung der Könige und mit dem einigermassen ähnlichen V or-
stelhmgsbilde in der Kapelle S. Giorgio in Padua vergleichen.
und nicht bloss in der Farbenbehandlung und Modellirung im All-
gemeinen, sondern auch in den Zügen einzelner Gestalten eine so
volle Uebereinstimmung finden, dass ein Zusammenhang unver-
kennbar ist. Wir dürfen daher glauben, hier ein und zwar bald
nach der Vollendung der Kapelle S. Giorgio in Padua entstandenes
Werk des Altichieri zu besitzen. Andere Werke seiner Hand
in Verona sind nicht nachzuweisen, indessen zeigen mehrere
Bilder in verschiedenen Kirchen, unter andern eine Madonna mit
anbetenden Mönchen mit der Jahreszahl 1397 im Chore von
S. Zeno, sowie eine mit der Jahreszahl 1386 in S. Stefano, seinen
Einfluss, und die Richtung auf eine andere, vollere, sinnlichen:
Schönheit, als die florentinischen Meister im Auge hatten.
Ueberblicken wir hier, am Schlusse des XIV. Jahrhunderts,
die bisher betrachteten Gegenden, so sehn wir in allen die Kunst.
durch die Schule Giottois gefördert oder doch angeregt, aber in
verschiedener Weise. Nur die üorentiuer Meister beharren unbe-
dingt bei der epischen Vortragsweise Giottds, während die meisten
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