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Italienische
ihre Daten einige Aufklärung über die Entwickelung dieser un-
streitig bedeutendsten der lombardischen Schulen dieser Zeit ge-
währen. Es scheint nicht, dass sie mit der Anwesenheit Giotto's
in Padua in unmittelbarem Zusammenhange stand; die vielen
rohen Malereien, welche sich namentlich in S. Zeno finden, deuten
eher auf einen späteren Aufschwung. In einem günstigem Lichte
erscheint die Schule in der Kirche S. Fermo maggiore, deren
Neubau über der alten Krypta erst um die Mitte des XIV. Jahr-
hunderts vollendet sein kann und deren Inneres vollständig mit
WVandgemälden dieses und des folgenden Jahrhunderts geschmückt
ist. Schon das älteste der datirten Bilder, Christus am Kreuze
zwischen Maria und Johannes nebst mehreren anderen Heiligen
und dem ritterlichen Stifter über dem nördlichen Eingange mit der
Jahreszahl 1363, entfernt sich merklich von Giotto; die Farbe ist
kräftiger, die Körper sind mehr durchgeführt, die Bewegungen
nicht so einfach, sondern mit einem, noch wenig gerechtfertigten
Ansprüche auf Grazie. Sehr viel bedeutender ist die leider nicht
datirte, aber ohne Zweifel jüngere Kreuzigung über der
westlichen Eingangsthüre, welche, wie die in der Kapelle S. Fe-
lice in Padua, Christus und die V olksmenge mit Ausschluss der
Schächer darstellt. Die Farbe ist auch hier dunkler, kräftiger
als bei den Florentinern, die Modellirung noch in der einfachen
Weise der Giottesken mit wenigen Farbentönen, aber oft sehr
wirksam angedeutet. Das ethische Element ist vorherrschend.
der Ernst grösser als der Schönheitssinn. Aber die Volksscenen-
mit ihren dichtgedrängten, ausdrucksvollen Gestalten sind sehr
vortrefflich gruppirt und reich an ergreifenden Zügen. In den
meisten andern Votivbildern tritt dagegen nur das Bestreben nach
Weicherer Modellirung und einem freundlichen Ausdruck hervor.
Bemerkenswerth sind in dieser Beziehung zwei Fresken in S. Ste-
fano, das eine, von dem nur noch der Oberkörper einer Madonna
in throno erhalten ist, Welche dem Kinde eine Frucht darreicht,
der Inschrift zufolge die im Jahre 1388 vollendete Stiftung eines
Giovanni da Biva, das andere ein Noli me langere ohne Datum.
Wird man schon hier Wenigstens im Allgemeinen an die Richtung
des Altichieri und Avanzo, wie wir sie in Padua kennen gelernt
haben, erinnert, so ist dieser Zusammenhang noch deutlicher an