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Malerei
Gemälde in der jetzt abgebrochenen Kirche S. Agostino, die je-
doch nach Andern von einem Deutschen, Federico Tedesco. im
giottesken Style gemalt sein sollten , und endlich die Fresken
im Chore der Eremitaner zu, von denen jetzt nur noch die untern,
als die einzigen Werke seiner Hand, auf uns gekommen sind. Sie
bestehen ausser einigen grau in grau gemalten Darstellungen aus
der Passion in sieben Bildern astronomisch-allegorischen Inhalts,
deren Erklärung nicht so schwer ist, wie man geglaubt hat. Es
sind nämlich die sieben Himmelskreise in ihrer astronomischen
und astrologischen Bedeutung, in Verbindung gebracht mit den
sieben Lebensaltern. Jedes der Bilder enthält in einer aus drei
Kreisen zusammengesetzten Einrahmung drei Gestalten, in der
Mitte die des Sternbildes, daneben aber eine männliche und eine
weibliche Gestalt in der 'l'hätigkeit der jedesmaligen Lebensstufe.
S0 folgen aufeinander Luna mit zwei spielenden Kindern, Merkur,
der hier als Gelehrter an einem Pulte steht, zwischen einem Kna-
ben mit dem Buche und einem Mädchen mit der Spindel, und
Venus (mit der Beischrift Charitas) in Flammen sitzend und sich
in dem Spiegel der Eitelkeit betrachtend, nebst einem geputzten,
zärtlich blickenden Liebespaare. Dann auf der andern Seite Sol,
nun schon mit der päpstlichen Tiara und daneben Mann und Frau
als Eheleute, dann Mars, der als gerüsteter Ritter zu Ross sitzt,
und daneben das Ehepaar in erwerbsamer Wohlhabenheit, der
Mann mit dem Schwert und der Geldtasche, die Frau mit dem
Garnknäuel. Neben Jupiter, der mit der Krone und dem Reichs-
apfel thront, sieht man die geziemende Beschäftigung des zuneh-
menden Alters, der Mann liest, die Frau betet den Rosenkranz,
neben dem greisen Saturn aber, der mit der Sense auf einem Baum-
stamm sitzt, ist auch das Ehepaar alt und kalt geworden und
wärmt sich an Kohlenbecken. Der ganze Gedanke ist also, wenn
auch völlig mittelalterlich, sehr wohl verständlich und sinnreich
1') So berichtet Rossetti in der angef. Guida.
W) Die meisten Ausleger (z. B. Förster im Kunstbl. 1838 Nro 17)
ereifern sich über die Dunkelheit dieser Darstellung, weil sie die sieben
Planeten und darunter die Erde darin zu finden glauben. Das XIV.
Jahrhundert betrachtete aber bekanntlich die Erde als den Mittelpunkt des
Weltalls, der von den Kreisen der Sonne, des Mondes und der fünf damals
bekannten Planeten umgeben war. Abbildung des Mars bei Rosini II. S. 211.