Altichieri
und
Avanzo.
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That auch durch den Augenschein unterstützt. Denn zwischen der
Kreuzigung und den legendarischen Bildern der Georgskapelle ist
unverkennbar ein wesentlicher Unterschied; jene steht dem giottes-
ken Style näher wie diese, und wenn man auch zugeben mag,
dass ein so bedeutendes Talent wie Avanzo während dieser um-
fassenden Arbeit sich mehr entwickelt und zu einer mehr natura-
listischen Auffassung gewendet haben kann, so ist doch hier die
Differenz besonders grade an den Bildern aus der Geschichte der
h. Lucia all zu stark und es ist jedenfalls wahrscheinlicher, dass
zwei allerdings verwandte und durch ein Lehrverhältniss zu-
sammenhängende, aber im Alter verschiedene Meister hier gear-
beitet haben;
Fragen wir nach dem Geburtsorte und der Schule beider
Meister, so wird man bei Altichieri mit Sicherheit VeronaQan-
nehmen können; die Urkunden geben zwar seinen Wohnort nicht
an, aber alle ilahesteheilden Schriftsteller bezeichnen ihn als Ve-
roneser. Ueber Avanzo lauten die Nachrichten verschieden.
Vasari scheint auch ihn für einen Veroneser zu halten, wenig-
stens lässt er ihn nach Vollendung der Georgskapelle mit Alti-
chieri nach Verona zurückkehren, wo sie in einem gräflichen
Palaste eine Hochzeit malen. Der Anonymns des Morelli ist aber
nicht so gewiss und sagt, dass er aus Padua oder Verona oder
auch, wie einige wollten, aus Bologna gewesen sei Und diese
letzte Meinung ist von den bmeisten Neueren angenommen wor-
den, weil man in Bologna wirklich einen Jacobus de Avanciis
entdeckt hatäß]. Allein die Gemälde dieses Meisters zeigen ihn
als einen ungleich geringeren Künstler und der Name Avanzo ist
ein damals in dieser nordösllicherl Gegend so häufig vorkommen-
deriiqiii), dass diese Identität ohne Bedeutung ist, und wir mehr
Ü Jacopo Davanzo Padoan ovver Veronese ovver come dicono alcuni
Bolognese.
4M] Vergl. oben S. 507.
'13] Vasari nennt den venetianischen Erzgiesser, welcher den Guss der
Thüre des Andrea Pisano bewirkte, Lionardo del quondam Avanzo di Venetia,
und später IX. 243 im Leben des Valerio Vicentino einen Gemmexlarbeiter
Niccolo Avanzi aus Verona. Gonzati I. 177 weist nach, dass im Jahre
1379 ein Maler Avanzo Vicentino die jetzt abgebrannte Kapelle im Palazzo
pubblico zu Vicenza malte, der möglicherweise selbst mit unserm Avanzo