Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Malerei. 
und unangefochten und die Nebenpersonen theils in einer bloss 
körperlichenBewegung, theils in den passivenAtfecten derFurcht 
und des Schreckens darzustellen. Scenen dieser Art wiederholen 
sich, der h. Georg trinkt den Giftbecher ohne Furcht und ohne 
Schaden; er soll von Rädern zerschmettert werden, bleibt aber 
unversehrt, da Engel die Räder zerschlagen; er steht dann stand- 
haft im Tempel, wo cr den falschen Göttern huldigen soll und 
duldet selbst die Enthauptung mit Ruhe. Und ganz ähnlich sind 
die Martern und der endliche Tod der Weiblichen Heiligen. Auch 
die h. Katharina leidet durch die Kraft des Rades nicht und erliegt 
erst der Exithauptung. Bei der h. Lucia ist besonders die Scene 
"interessant, wo sie von kräftigen Stieren, die an einen um ihren 
Leib gesehlungenen Strick gespannt sind, ungeachtet aller An- 
strengungen der Thiere selbst und ihrer Treiber nicht von der 
Stelle gebracht werden kann. Demnächst aber wird auch sie ver- 
geblich in den Flammen und in siedendem Oele gemartert, stirbt 
erdolcht und erscheint dann endlich auf dem Paradebette in der 
Kirche, vom Volke verehrt. Die Gestalt dieser Heiligen ist nicht 
ohne Schönheit, aber etwas völlig, selbst schwer, vielleicht weil 
diese Auffassung dem Künstler erleichterte, die Seelenruhe seiner 
Heiligen gegenüber dem angstvollen Bemühen ihrer Peiniger zu 
versinnlichen. Aber auch der Kampf des h. Georg mit dem Dra- 
-chen und die Erregung der Verehrer der h. Lucia an ihrem Sarge 
sind mit einer grossen Ruhe dargestellt, die indessen nicht ohne 
Würde und Anmuth ist und an die ähnliche Eigenschaft. in den 
Gemälden des Masaccio erinnert. 
Ueber die Urheber dieser ausgezeichneten Gemälde und ihr 
Verhältniss zu denen der Felixkapelle haben wir keine urkund- 
licheNachricht, indessen hat man auf einem Gemälde in S.Giorgio 
und zwar auf dem Tode der h. Lucia eine Inschrift entdeckt, 
welche nach den darüber angestellten Untersuchungen „Avan- 
ci usWF) lautet, und somit einen Namen ergiebt, der freilich nicht 
4') So las Förster, welcher zufolge seines Berichtes dieselbe mit Sel- 
vatico untersuchte und seine Durchzeichnung nahm. Bei einer spatern 
von dem Padre Gonzati wiederum unter Zuziehung von mehreren Kunst- 
freunden uni namentlich des Selvatico vorgenommenen Untersuchung änderte 
"dieser seine Ansicht und glaubte "Jacobus" lesen zu müssen. Da indessen 
die andern Theilnehmer dieser Untersuchung und eine neue Dnrchzeichnung
	        
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