Capella
S.Gi0rgio
in
Padua.
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dieser Gemälde mit denen der Felixkapelle in technischer und
geistiger Beziehung ist unverkennbar, besonders ist die Kreuzi-
gung, obgleich anders componirt, der dortigen verwandt; es ist
dieselbe Mischung giottesker Elemente mit mehr naturalistischen,
dieselbe WVeichheit der Modellirung. Auch das Votivbild und die
Bilder aus dem Leben der Maria werden, abgesehen von der Zu-
ziehung eines schwäehern Gehülfen, den man an einigen Theilen
erkennt, von demselben Meister herrühren; die Jungfrau und das
Kind sind darauf, besonders auf der Flucht nach Aegypten, von
grosser Schönheit und Lieblichkeit. Am stärksten zeigt sich die
Entwickelung des naturalistischen Elements in den legendarischen
Bildern. In der Zeichnung sind die giottesken Züge fast völlig
verschwunden; die Köpfe sind runder, die Körper völliger, die
Modellirung ist soweit gediehen, dass sie wirkliches Belief giebt.
Selbst die nackten Theile, die bei den Martern der Heiligen sicht-
bar werden, sind richtig gezeichnet, und unter den N ebenpersonen
glaubt man häufig Porträts zu erkennen.
Wie in der Felixkapelle sind auch hier die Hergänge gern
in complicirte Baulichkeiten verlegt, aber während dort nur der
Reiz der Phantasie beabsichtigt war, den schon die Andeutung
entfernter Räume gewährt, ist hier Alles mit ziemlich richtiger
Perspective deutlich entwickelt und sehr verständig benutzt, um
erklärende Nebenscenen darin anzubringen. Die Anordnung ist
durchweg vortrefflich, die Gruppen lösen sich völlig, die Ereig-
nisse treten in ihrer natürlichen Gestalt vor unser Auge. Aber
doch herrscht insoweit noch die Richtung Giottols vor, dass der
Vortrag noch völlig so schlicht und klar, direkt auf das sittlich
Bedeutende der Hergänge gerichtet ist. Wenn dennoch diese
Gemälde nicht völlig das ergreifende Pathos haben, wie Giotto's
Compositionen in der Arena, so mag dies zum 'l'heil mit dem
tiefern Eingehn auf die Natur zusammenhängen, welches dem
Künstler nicht mehr jene rücksichtslose Betonung des Ethischen
gestattete. Aber zum Theil liegt es auch an den Gegenständen,
die entweder in feierlichen Scenen, wie z. B. die Taufe des Königs,
welche St. Georg in einer Kirche vornimmt, oder in Martcrn be-
stehen, welche wunderbarer Weise die Heiligen nicht verletzen
und bei denen es also grade geboten war, die Hauptperson ruhig