Capella
S. Felice
in
Padua.
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Zigung als ein iigurenreiches, drei Fünftel dieser VVand einneh-
mendes Wandgemälde enthält, neben welchem ein Votivbild
(Madonna mit Heiligen und knieenden Mitgliedern der Familie
des Stifters) und ein grosser aber übermalter Christophorus Raum
finden, dann aber tlieils an der Seitenwand, theils an den Lunetten
des Gewölbes die Geschichte des Apostels Jacobus und seiner
Reliquien in eilf Bildern ausführlich erzählt ist. Der Styl dieser
Gemälde ist im Wesentlichen noch giottesk, die Zeichnung der
Köpfe, die Behandlung der Gewandmassen, die Art der Grup-
pirung und besonders die Richtung auf das ethisch Bedeutsame
sind ganz die dieser Schule. Aber das "Verständniss und die
Neigung für die natürliche Erscheinung sind hier schon weiter
gediehen als bei den gleichzeitigen Florentinern. Die Köpfe sind
individueller, die Körper mit grösserem Schönheitsgefiihl und
besserer Naturkenntniss gezeichnet, besonders hat die Modellirung
an Weichheit und Rundung, das Colorit an Kraft und Harmonie
gewonnen, und endlich zeigt sich ein Gefühl für das Landschaft-
liche und ein romantisches Element, das Jenen unbekannt war.
In der Ausführung erkennen Wir mehrere Hände, eine alterthüm-
lichere mit dunklerem Farbeutone, schwererenSchatten, plumperen
Gewändern und härteren Bewegungen, und eine vollkommncre,
Welche weicher modellirte und harmonischer malte. Jener gehört
ein 'l'l1eil der legendarischen Darstellungen, dieser der Ueberrest
derselben Reihe und endlich die Kreuzigung an. Aber Compo-
sition und Zeichnung haben durchweg denselben Charakter und
werden daher von dem Meister selbst ausgehn. Vor Allem ist die
Kreuzigung gelungen. Die Schächer sind fortgelassen, so dass
die Composition in drei bestimmt unterschiedene Theile zerfällt.
Auf dem mittleren sehen wir ausser der schmerzvollen tiefergrei-
fenden Gestalt des Gekreuzigten nur Rückenüguren, welche, in-
dem sie hinaufblicken, auch die Aufmerksamkeit des Beschauers
kräftiger auf die Hauptgestalt hinleiten. Die beiden Seitentheile
enthalten dann die eine die Gruppen der Frauen und theililehinen-
den Zuschauer, die andere die der würfelnden Kriegsknechte
und der N engierigen, die ihrem Spiele zusehn. Im Hintergrmide
Sieht man heimziehendes Volk, das sich gegen den blauen Himmel
vortrefflich absetzt. Niemals sind Volksscenen zugleich so schlicht
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