Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Capella 
S. Felice 
in 
Padua. 
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Zigung als ein iigurenreiches, drei Fünftel dieser VVand einneh- 
mendes Wandgemälde enthält, neben welchem ein Votivbild 
(Madonna mit Heiligen und knieenden Mitgliedern der Familie 
des Stifters) und ein grosser aber übermalter Christophorus Raum 
finden, dann aber tlieils an der Seitenwand, theils an den Lunetten 
des Gewölbes die Geschichte des Apostels Jacobus und seiner 
Reliquien in eilf Bildern ausführlich erzählt ist. Der Styl dieser 
Gemälde ist im Wesentlichen noch giottesk, die Zeichnung der 
Köpfe, die Behandlung der Gewandmassen, die Art der Grup- 
pirung und besonders die Richtung auf das ethisch Bedeutsame 
sind ganz die dieser Schule. Aber das "Verständniss und die 
Neigung für die natürliche Erscheinung sind hier schon weiter 
gediehen als bei den gleichzeitigen Florentinern. Die Köpfe sind 
individueller, die Körper mit grösserem Schönheitsgefiihl und 
besserer Naturkenntniss gezeichnet, besonders hat die Modellirung 
an Weichheit und Rundung, das Colorit an Kraft und Harmonie 
gewonnen, und endlich zeigt sich ein Gefühl für das Landschaft- 
liche und ein romantisches Element, das Jenen unbekannt war. 
In der Ausführung erkennen Wir mehrere Hände, eine alterthüm- 
lichere mit dunklerem Farbeutone, schwererenSchatten, plumperen 
Gewändern und härteren Bewegungen, und eine vollkommncre, 
Welche weicher modellirte und harmonischer malte. Jener gehört 
ein 'l'l1eil der legendarischen Darstellungen, dieser der Ueberrest 
derselben Reihe und endlich die Kreuzigung an. Aber Compo- 
sition und Zeichnung haben durchweg denselben Charakter und 
werden daher von dem Meister selbst ausgehn. Vor Allem ist die 
Kreuzigung gelungen. Die Schächer sind fortgelassen, so dass 
die Composition in drei bestimmt unterschiedene Theile zerfällt. 
Auf dem mittleren sehen wir ausser der schmerzvollen tiefergrei- 
fenden Gestalt des Gekreuzigten nur Rückenüguren, welche, in- 
dem sie hinaufblicken, auch die Aufmerksamkeit des Beschauers 
kräftiger auf die Hauptgestalt hinleiten. Die beiden Seitentheile 
enthalten dann die eine die Gruppen der Frauen und theililehinen- 
den Zuschauer, die andere die der würfelnden Kriegsknechte 
und der N engierigen, die ihrem Spiele zusehn. Im Hintergrmide 
Sieht man heimziehendes Volk, das sich gegen den blauen Himmel 
vortrefflich absetzt. Niemals sind Volksscenen zugleich so schlicht 
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