Venedig.
511
Sem itecol 0 , von dem sich ein grosses Altarwerk, die Krönung
der Jungfrau umgeben von acht kleinen Darstellungen aus dem
Leben Christi, in der Akademie zu Venedig befindet, entdeckt
man z. B. auf der 'l'aufe Christi und der Darstellung des Nßli
me tangere Reminiscenzen aus Giotttfs Compositioneil in derArena
zu Padua, aber die Zeichnung der langen Gestalten ist ziemlich
hölzern, die Carnation dunkel, die Gewänder sind mit Goldlichtern
gestrichelt, und in dem brillanten Colorit kann man Anfänge des
venetianischen Farbensinnes erkennen
Wie lange sich hier ein byzantinisirendes Element erhielt,
beweisen die Arbeiten des Pfarrers Stephanus von S.Agnes, der
sich als solcher und als Maler auf zwei Bildern im) bezeichnet. Auf
einer Madonna mit dem Kinde im Museum Correr von 1368 ist
er naiver, auf der in der Akademie befindlichen Krönung Mariae
dagegen, Welche er im Jahre 1380 in seine eigene Kirche stiftete,
erinnern die dunkele, zähe Farbe und die goldgestrichelten Ge-
wänder noch ganz an die ältere Schule.
Etwas bedeutender ist dann ein gewisser Laurentius, von
dem wir drei Bilder nachweisen können, eine Verkündigung von
1358 sowie ein Altarwerk von 1371 (dieses in Sala XVI.) in
der Akademie, und ein thronender Christus von 1368 im Museum
Correr mies-t). Die langen Gestalten mit kleinen Köpfen, der gelbliche
Fleischton und die weiche hlodellirung geben schon eine feinere,
lyrische Stimmung, er sucht in der Körperbildung nach grösserer
Naturwahrheit und hat in der Gettwindbehandlung Aehnlichkeit
mit Altichiero, von dem wir bald sprechen werden.
Wandgemälde dieser Zeit, wie solche zufolge historischer
es sind 14 Gemälde auf Goldgrund. Da diese Inschrift ausdrücklich nur
vom Malen spricht, darf man nicht, wie geschehen, demselben Meister
auch die in Gold getriebenen Relief-Figuren des Schreines zuschreiben.
F) Die Bibliothek des Kapitels zu Padua, in der sich kleinere bezeich-
nete Bilder von ihm mit der Jahreszahl 1367 befinden sollen, ist mir un-
zugänglich geblieben; die Zeir-hnung, welche Rosini II. p. 208 als eines
dieser Bilder giebt, gehört aber augenscheinlich dem XV. Jahrhundert an.
w") Stephanus Plebanus Sanctae Agnetis pinxit.
s") Der Maler Laurentius, welcher sich auf einem Altarwerke von 1380
im Dome zu Vicenza, der Tod der Jungfrau mit vielen Nebenbildern, nennt,
schien mir nicht mit dem Venetianer identisch.