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Malerei.
einem aufgehobenen Kloster stammendes Bild bewahrt die Aka-
demie, und höchst wahrscheinlich ist er auch derselbe Barnabas,
dem die Pisaner im Jahre 1380 einen Boten nach Genua nach-
sendeten, damit er die Geschichten des h. Ranieri im Campo santo
vollendet). Jene Tafeln enthalten sämmtlich Madonnen, meistens
halbe Figuren, mit dem bekleideten Kinde, zum Theil mit Engeln
oder Heiligen. Auch hier ist die Körperbiltlilng knapp, die Ge-
wandung steif und mit Gold verziert, der Farbenton zart und leicht,
die Gesichtsbildnng der Madonna sogar noch sehr alterthümlich
mit schmalem Nasenrücken und geschützten Augen. Aber Mei-
ster Barnabas zeichnet sieh vor den bisher erwähnten Malern
durch einen feineren Sinn für Schönheit und Anmuth aus, er hat
dem Kinde, das auf dem Berliner Bilde mit einem Stieglilz spielt,
auf dem einen der Pisaner an der Brust der Mutter trinkt , naive
Züge zu geben versucht, und man begreift, dass diese milde,
wenn auch nicht sehr lebendige Grazie- der Pietät zusagen konnte.
In dem reichen und bereits an den Luxus der Kunst ge-
wöhnten Venedig bestand schon jetzt eine zahlreiche Maler-
gilde, die von dem Geiste Giott0's aber nur schwach berührt
wurde. Auf einem Altarwerke, das aus S. Francesco zu Vicenza
in die Pinakothek daselbst gekommen ist und in der Mitte den
Tod der Madonna, auf den Flügeln zwei Ordensheilige darstellt,
sehen wir den Paulus de Venetiis, der sich darauf mit der
Jahreszahl 1333 nennt, noch in vielen Beziehungen byzantiuisirend,
die Gewänder sind zu conventionellen Falten scharf angezogen,
die Augen finster beschattet. Aber im Ausdrucke findet man
schon Spuren giottesker Motive, Christus, der die nonnenhaft ver-
hüllte Kindesgestalt der mütterlichen Seele emporträgt, steigt
nicht, wie es byzantinische Regelmässigkeit mit sich gebracht
hätte, senkrecht, sondern in bewegter, schräger Linie nach oben,
und die anbetenden Engel sind lieblich und naiv Noch schwä-
cher sind die Malereien auf der Rückseite der Pala d'Oro, welche
laut Inschrift ein Meister Paulus (vielleicht derselbe) mit seinen
Söhnen Lucas und Johannes um 1345 ausführtekäd-t]. Bei Nicolo
m) Vergl. das Nähere darüber oben S. 483, wo auch schon ausgeführt
ist, dass er anscheinend diesen Auftrag abgelehnt hat.
M] Abbildung bei Rosini II. p. 143.
Mgr. Paulus cum Luca et Johanne filiis suis pinxerunt hoc opus;