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Malerei.
am Kreuze zwischen Maria, Johannes und Magdalena und da-
neben einzelne Heilige. Beide sind mit dem Namen des Meisters
Allegrettus de Fabriano, jenes nebst der Jahreszahl 1368, be-
zeichnet. Spuren giottesker Schule sind darin nicht zu verkennen,
aber der ganze Charakter ist doch ein anderer. Die Formen sind
knapper, magerer, die Gewänder geben auch nicht wie dort die
Andeutung des Körpers, sind vielmehr steifer und reichlich mit
Gold geschmückt. Die Ausführung der Köpfe ist dagegen sehr
weich und zart mit einer feinen Abstufung der Töne, nicht un-
ähnlich der YVeise seines berühmten Schülers Gentile da Fabriano,
der Ausdruck endlich istumehr auf das Süsse und Liebliche , als
auf das Charakteristische und Pathetische gerichtet.
Den Ursprung dieser Eigenthümlichkeiten wird man in B0-
logna zu suchen haben; es bestand hier wenigstens eine zahl-
reiche Malerschule, welche dieselben und zwar in stärkerem Grade
hatte. Es kann sein, dass hier in der gelehrten Stadt, wie in den
nordischen Ländern, die Miniaturmalerei eine Schule der höheren
Kunst wurde, nicht bloss der Umstand, dass Dante neben Giotto
und Cimabue den Franco von Bologna?) als denjenigen nennt,
der die bisherigen Meister dieses Kunstzweiges verdunkelt habe,
sondern auch die zarte, aber auch etwas schwächliche und schüch-
terne Malweise, welche den Tafelbildern dieser Schule eigen ist,
deutet daraufhin. Besonders stark ist dies Miniaturartige bei dem
ältesten namhaften Meister dieser Schule, dem Vitale, von dem
wir zwei mit seinem Namen bezeichnete Madonnenbilder besitzen,
beide jetzt in der Pinakothek von Bologna, die eine mit der Jah-
reszahl 1320, die andere von 1345 M), und bei dem etwas jünge-
ren Simon von Bologna, von dem zahlreiche, mit seinem Namen
bezeichnete Tafelbilder in der Pinakothek und in den Kirchen
von Bologna vorhanden sind. Dort ist eine Krönung Mariae wir),
unter diesen, die meistens den Gekreuzigten darstellen, das mit
i") Wir wissen nichts Näheres von ihm, und die bei Rosini tab. XI.
mitgetheilte, sehr hölzerne Madonna des Museums Ercolani ist ihm ganz
willkürlich zugeschrieben.
Jene bei Rosini tab. XI., diese bei Aginc. tab. 127; sie befand sich,
als Agincourt schrieb, noch in dem Kirchlein S. M. de" Denti vor Porta
S. Mammolo.
i") Nro. 164 d. Kat.