Venedig
499
Bologna zuschreibt. Wir kennen davon nur noch in der letztge-
nannten Stadt zwei Gräber, das des Taddeo Pepoli 1347) in
der Kirche und das des Juristen Calderini 1343) im Kloster-
hofe von S. Domenico, von denen besonders das erste ein nicht un-
würdiges, aber freilich auch nicht sehr geniales Werk istäi). Die
Hergänge, welche diesen ehemaligen Gebieter der Stadt in seiner
richterlichen Thätigkeit und kirchlichen Devotion darstellen sollen,
Sind sehr trocken erzählt, die Figuren bürgerlich und steif, aber
die 'l'echnik ist sauber und die Linienführung lässt den Einfluss
toscanischer Schule erkennen.
Einen etwas spätem veuetianischen Bildner, den Vasari nicht
kannte, ersehen wir aus dem neuerlich aufgefundenen Coutracte
über die von dem Marchese Bonifazio de' Lupi gestiftete Felix-
kapelle in S. Antonio zu Padua. Die fünf Heiligenbilder, welche
der Maestro Andriolo tagliapietro di V enezia, Baumeister dieser
Kapelle, in dem Contracte von 1372 mit eigener Hand anzufertigen
versprach, sind zwar noch erhalten, aber ohne erheblichen Kunst-
werth. Etwas später dagegen besass Venedig zwei ausgezeich-
nete Bildner in den Brüdern J acobello und Pierpaolo, Söhne
des Antonio delle Massegne, von denen wir noch zwei bedeutende
Werke besitzen. Das eine derselben ist der grosse Marmoraltar
in S. Francesco zu Bologna mit der Krönung der Madonna und
vielen Nebengestalten und Reliefs, dessen Vasari mit grossem
Lobe, aber mit der irrigeuAngabe gedenkt, dass er von Agostino
und Agnolo von Siena von 1329 an in einem achtjährigen Zeit-
raume vollendet sei, virähreud die neuerlich aufgefundenen Ur-
knnden ergeben, dass er von den gedachten venetianischeu Brü-
dern herstammt und bei ihnen erst 1388 bestellt ist Das zweite
4') Cicognara tab. XIII.
H] Dies Altarwerk war lange auseinandergenommen und ist erst neuer-
lich bei der Herstellung von S. Francesco zum kirchlichen Dienste wieder
aufgerichtet. Dass VasarTs Nachricht unrichtig sei und das Werk von den
genannten Venetianern herrühre, wusste man schon früher durch eine Chro-
nikenstelle, welche Oretti publicirt, dabei aber das Stiftungsjahr irrig 1338
gelesen hatte, welches frühe Datum Zweifel erweckte (Cicognara III. 286
11m1 endlich durch die von dem Marchese Davia aufgefundene Bestellunge-
Urkunde berichtigt wurde. Vergl. dessen Memorie intornß ad 11m1 tßvola
di marmo nella chiesa di S. Francesco di Bologna 1842 mit Appendix
vom J. 1845, und die Anm. z. Vasari II. 7. 32g