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Sculptur.
im Jahre 1300 die von ihm gegossene Broncethür der Marcus-
kirche verzierte, sondern noch die Madonna des Steinmetzen (ta-
japietra) Arduiuus im Vorhofe der Carmeliterkirche von 1340
ist überaus roh. Bedeutend besser ist zwar die grössere Ma-
donna nebst Engeln und Anbetenden über der Eingangsthüre der
jetzigen Academie, des ehemaligen Klosters der Caritä, an wel-
cher die Inschrift nur das Jahr der Stiftung 1345, nicht den
Künstlernamen ergiebt. Allein die nicht unschönen, aber breiten
und derben, ganz in der Vorderansicht gezeigten Züge der Ma-
donna und das ziemlich gewaltsam bewegte naturalistisch gehal-
tene Kind 4') sind mehr malerisch als plastisch gedacht, gewisser-
massen eine verfrühte Aeusserung der Neigung für vollkräftige
Formen, die sich nachher in der venetiailischen Malerschule aus-
bildete.
Zti derselben Zeit indessen, wo dieser namenlose, aber ge-
schickte Handwerker sich so naiv in einheimischer Mundart ver-
suchte, hatte schon der edle Styl der toscanischen Schule auch in
die Lagunenstadt Eingang gefunden. Vasari knüpft dies Ereig-
niss an die Namen der von ihm für Brüder gehaltenen Seneser
Agostino und Agnolo, indem er die ihm bekannt gewordenen
veuetiaxiischen Bildner dieser Zeit zu ihren Schülern macht. Dies
zerfällt nun zwar schon dadurch, dass jene Meister, wie wir ge-
sehen haben, keine gemeinschaftliche Werkstatt hatten. Es be-
darf aber auch solcher zufälliger Herleitung nicht, da der künstle-
rische Verkehr zwischen diesen Gegenden und Toscana niemals
ganz stockte. Schon das bald nach 1320 entstandene Grabmal
des Enrico Scrovegni in der Arena von Padua ist in pisanisehem
Style gearbeiteter) und ebenso würde die Anwesenheit des An-
drea Pisano in Venedig, von der wir oben sprachen, genügt- ha-
ben, auf toscanische Schule hinzuweisen und jüngere venetianische
Künstler zum Studium derselben zu bestimmen.
Als dem ältesleu solcher Schüler toscanisclmen Styls nennt
Vasari den Jacobus Lanfra n i, dessen Namen mit der Jahres-
zahl 1343 er an einem Portale in Imola gelesen haben Will und
dem er eine Reihe von Bauten und Denkmälern in Venedig und
Cicognara tab.
Siehe oben S.
'27 und III.
370. Anm.
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