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Gräber
der
Scaliger.
nicht ganz so milde und schön, wie an dem Grabe des Guido
Tarlati, sondern härter, derber, weniger sicher in den Körperver-
hältilissen. Daher haben Andere darauf aufmerksam gemacht,
dass dies Monument in der Anordnung des Unterbaues, in der
Auswahl und den Attributen mancher Heiligen und allegorischen
Gestalten mit dem des Balducci übereinstimme. Sie haben es
daher, wenn auch nicht diesem selbst, so doch einem seiner Schii-
ler zuschreiben zu müssen geglaubt, und als solchen vermuthungs-
weise den Bonino von Campiglione genannte), den wir an dem
sogleich zu erwähnenden Grabmale des Cansignorio als einen mit
grossen plastischen Werken betrauten Meister keimen lernen.
Allein eben dieses Grabmal ist sowohl in der architektonischen
Anordnung, wie im Plastischen durchaus anderen Geistes und
macht diese Annahme unglaublich. Auch ist die [Tcbereinstim-
mung mit dem Monumente des ßalducei durchaus kein Grund,
hier eine Arbeit seiner Schule anzunehmen. Auch ein fremder
Künstler, wenn er von den Bestellern aufdas ihnen wohlbekannte
Mailänder Denkmal als Vorbild hingewiesen war, würde nach
damaligen Ansichten keinen Anstand genommen haben, davon,
soviel ihm zusagte, zu entlehneil. Es bleibt daher wahrscheinlich,
dass dies so alleinstehendeMonument von einem fremden, wahr-
scheinlich toscanischen Meister her-rühre, den wir nicht nach-
weisen können die).
Einen starken Gegensatz gegen die edle Einfachheit und
Anmuth dieser Arca bilden dann die sclnnerfäillig prunkenden
Grabmä ler der S ca liger, die auf dem Kirchhofe von S.Maria
antica in Verona eine so malerische Gruppe bilden, und nament-
lich auch das eben erwähnte, welches Bonino da Campiglioileweilt)
für Can Signorio 1375) fertigte. Der Grundgedanke der An-
Ü So Defendente Sacchi a. a. O. und ihm folgend Kugler in der
Kunstgeschichte und Burckhardt im Cicerone.
H] Oicognara will es den. venetianischen Brüdern delle Massegne, von
denen bald die Rede sein wird, zuweisen. Allein auch dies scheint mit
nicht wahrscheinlich, der Styl ist reiner toscanisch.
Er ist also aus jenem Alpendorfe, aus dem so viele auf den 10m-
bardischen Monumenten genannte Bildhauer stammten; unter den am Mai-
länder Dome im Jahre 1388 beschäftigten Meistern hatte es nicht weniger
als fünf (darunter unser Bonino] geliefert.