Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Arca 
di 
Agostino. 
ehem zuerst alttestamentarische Hergäilge vom Sündenfalle bis zu 
David's Kampf mit dem Riesen, dann Propheten, Himmelszeichen 
und Jahreszeiten hervortreten, hat Details edelsten gothischen 
Styls in italienischer Auffassung, und die Züge der Figuren, be- 
sonders die Jungfrau mit dem Kinde und die sehr ritterlieh dem 
Ziele entgegenreitenden drei Könige zeigen einen, freilich mittel- 
baren Einfluss der Pisaner Schule. VVir haben daher hier Wieder 
ein Beispiel jener schon öfter bemerkten italienischen Neigung, 
sich der Herrschaft gothischer Form durch Zurückgreifen auf ro- 
manische zu entziehen. 
An einer andern Stelle dieser Gegend erscheint dagegen der 
pisanische Styl in voller Schönheit und Reinheit, nämlich an der 
Arca di S. Agostino, ursprünglich in S. Pietro in cielo aureo, 
jetzt im Dome zu Pa via. Es ist eines derreichsten und pracht- 
vollsten Monumente dieser Art, freistehend, von bedeutender Höhe 
und Grösse und eigenthümlicher Anordnung. Es hat die Gestalt 
eines kleinen gothischen Gebäudes, an dessen Unterbau zwölf 
Pfeiler vorspringen, je vier auf den längeren, je zwei auf den 
schmalen Seiten, welche dann weiter emporsteigend in einem 
zweiten Stockwerke zwischen halbkreisförmigen masswerkartig 
verzierten Bögen den Heiligen auf seinem Sterbelager zeigen und 
oberhalb desselben ein hohes Dach mit acht Giebeln, drei auf den 
langen, je einer auf den schmalen Seiten, tragen. Alles dies ist 
nun auf's Reichste mit Bildwerk verziert, man will über 290 Fi- 
guren daran gezählt haben. Unten zwölf allegorische 'l'ugenden, 
nebst in Nischen aufgestellten kleineren Statuetten von Aposteln 
und Heiligen. Dann neben der Gestalt des Heiligen Engel, welche 
das Tuch halten, auf dem er ruhet, und zu Iläupten und Füssen 
die andern drei Kirchenvater und S. Simplicianus, ausserdem aber 
noch an den Strebepfeilern je vier stehende und darüber ebensoviele 
sitzende Gestalten, unter diesen die bekannten vier gekrönten Bau- 
meister. Darüber sind dann am untern Theile des Baldachins und 
in den Giebeln Reliefs aus dem Leben des Heiligen, dazwischen 
aber Statuetten von Augustiner-Mönchen und allegorischen Ge- 
stalten angebracht. Endlich ist auch noch die Ilnteransicht des 
Baldachitis über der liegenden Gestalt mit einem reichen Relief 
geschmückt, welches, der Form des Kreuzgewölbes sich an-
	        
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