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Arca
di
Agostino.
ehem zuerst alttestamentarische Hergäilge vom Sündenfalle bis zu
David's Kampf mit dem Riesen, dann Propheten, Himmelszeichen
und Jahreszeiten hervortreten, hat Details edelsten gothischen
Styls in italienischer Auffassung, und die Züge der Figuren, be-
sonders die Jungfrau mit dem Kinde und die sehr ritterlieh dem
Ziele entgegenreitenden drei Könige zeigen einen, freilich mittel-
baren Einfluss der Pisaner Schule. VVir haben daher hier Wieder
ein Beispiel jener schon öfter bemerkten italienischen Neigung,
sich der Herrschaft gothischer Form durch Zurückgreifen auf ro-
manische zu entziehen.
An einer andern Stelle dieser Gegend erscheint dagegen der
pisanische Styl in voller Schönheit und Reinheit, nämlich an der
Arca di S. Agostino, ursprünglich in S. Pietro in cielo aureo,
jetzt im Dome zu Pa via. Es ist eines derreichsten und pracht-
vollsten Monumente dieser Art, freistehend, von bedeutender Höhe
und Grösse und eigenthümlicher Anordnung. Es hat die Gestalt
eines kleinen gothischen Gebäudes, an dessen Unterbau zwölf
Pfeiler vorspringen, je vier auf den längeren, je zwei auf den
schmalen Seiten, welche dann weiter emporsteigend in einem
zweiten Stockwerke zwischen halbkreisförmigen masswerkartig
verzierten Bögen den Heiligen auf seinem Sterbelager zeigen und
oberhalb desselben ein hohes Dach mit acht Giebeln, drei auf den
langen, je einer auf den schmalen Seiten, tragen. Alles dies ist
nun auf's Reichste mit Bildwerk verziert, man will über 290 Fi-
guren daran gezählt haben. Unten zwölf allegorische 'l'ugenden,
nebst in Nischen aufgestellten kleineren Statuetten von Aposteln
und Heiligen. Dann neben der Gestalt des Heiligen Engel, welche
das Tuch halten, auf dem er ruhet, und zu Iläupten und Füssen
die andern drei Kirchenvater und S. Simplicianus, ausserdem aber
noch an den Strebepfeilern je vier stehende und darüber ebensoviele
sitzende Gestalten, unter diesen die bekannten vier gekrönten Bau-
meister. Darüber sind dann am untern Theile des Baldachins und
in den Giebeln Reliefs aus dem Leben des Heiligen, dazwischen
aber Statuetten von Augustiner-Mönchen und allegorischen Ge-
stalten angebracht. Endlich ist auch noch die Ilnteransicht des
Baldachitis über der liegenden Gestalt mit einem reichen Relief
geschmückt, welches, der Form des Kreuzgewölbes sich an-