Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

Das 
Campo 
santo 
in 
Pisa. 
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Jedenfalls War der Meister dieser Bilder kein unbedeutender 
Künstler. Die ticfsiunige alte Geschichte ist lebendig und poe- 
tisch aufgefasst  die figurenreichen Compositionen, auf sehr 
ausgeführten landschaftlichen oder architektonischen Hintergrün- 
den, sind meistens sehr klar geordnet, einige, z. B. das Fest der 
Kinder Hiob's und ähnliche Scenen wo Frauen erscheinen, sehr 
anmuthig Die 'l'hiere, Kameele, Pferde, sind ungewöhnlich gut, 
die menschlichen Gestalten eher zu schlank als zu kurz. Die 
Scene im Himmel, WO Satan vor dem Herrn auftritt, ist einfach 
und grossartig, Satan, mit Hörnern, Fledermausflügeln und zottig 
behaarten Gliedern, steht mit einer trotzigen Ritterlichkeit vor der 
milden und ehrwürdigen Gestalt Jehovais und die umherstchen- 
den Engel zeigen Erstaunen und Mitleid mit den Prüfungen, de- 
nen Hiob, der fromme Knecht Gottes, unterworfen werden soll. 
Auch bei den Geschichten des h. Rainer, welche auf dersel- 
ben Wand in drei oberen und drei darunter befindlichen Feldern 
dargestellt sind, ist Vasari im Irrthume gewesen, indem er sie 
dem Simon von Siena zusehrieb; nach den jetzt entdeckten ur- 
kundlichen Nachrichten sind sie erst lange nach seinem Tode und 
Zwar durch einen sonst unbekannten, nicht mit dem damals cben- 
falls schon verstorbenen Orcagua zu verwechselndeil Meister An- 
dreas aus Florenz gemalt, der dafür im Jahre 1377 Zahlung 
Qmpüngwe]. Die drei untern Bilder wurden dann einige Jahre 
iisch ist, von dem Vasari (im Leben Giottds) angiebt, dass er nichts weiter 
Von ihm wisse, als dass er mit. diesem Namen im Malerbuche aufgeführt sei, 
muss dahin gestellt bleiben. 
"Ü Abgebildet bei P. Lasinio Taf. 3, 4, 45, 46. 
H) Schon Förster a a. O. bezweifelte Simon's Antheil an diesen Ge- 
mälden aus stylistischen Gründen und später publieirte der Professor Bo- 
Ylaini in seiner oben citirten Schrift über Traini die von ihm im Domarchiv 
entdeckten entscheidenden Stellen. Nach denselben erhielt dieser Maestro 
Andrea da Firenze am 7. October 1377 eine ausdrücklich als vertragsmässig 
bezeichnete Zahlung pro pietura storie Beati Ranerii, pro residuo dicte 
Storie. Demnächst findet sich zwar, dass im Jahre 1380 der Bauvorsteher 
dßS Domes nach Genua schickte, um daSelbSt einen Maler Meister Barnabas 
(wie Bonaini höchst wahrscheinlich gemacht Barnabä da Mutina) zu rufen: 
M veniret ad complendam storiam Sanoti Raynerii. Wahrscheinlich kam 
dieser nicht und die "Vollendung" der Geschichte unterblieb, bis später 
Antonio Veneziano (Förster S. 117) die "Pictura trium storiarum in ferius 
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