Das
Campo
santo
in
Pisa.
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Jedenfalls War der Meister dieser Bilder kein unbedeutender
Künstler. Die ticfsiunige alte Geschichte ist lebendig und poe-
tisch aufgefasst die figurenreichen Compositionen, auf sehr
ausgeführten landschaftlichen oder architektonischen Hintergrün-
den, sind meistens sehr klar geordnet, einige, z. B. das Fest der
Kinder Hiob's und ähnliche Scenen wo Frauen erscheinen, sehr
anmuthig Die 'l'hiere, Kameele, Pferde, sind ungewöhnlich gut,
die menschlichen Gestalten eher zu schlank als zu kurz. Die
Scene im Himmel, WO Satan vor dem Herrn auftritt, ist einfach
und grossartig, Satan, mit Hörnern, Fledermausflügeln und zottig
behaarten Gliedern, steht mit einer trotzigen Ritterlichkeit vor der
milden und ehrwürdigen Gestalt Jehovais und die umherstchen-
den Engel zeigen Erstaunen und Mitleid mit den Prüfungen, de-
nen Hiob, der fromme Knecht Gottes, unterworfen werden soll.
Auch bei den Geschichten des h. Rainer, welche auf dersel-
ben Wand in drei oberen und drei darunter befindlichen Feldern
dargestellt sind, ist Vasari im Irrthume gewesen, indem er sie
dem Simon von Siena zusehrieb; nach den jetzt entdeckten ur-
kundlichen Nachrichten sind sie erst lange nach seinem Tode und
Zwar durch einen sonst unbekannten, nicht mit dem damals cben-
falls schon verstorbenen Orcagua zu verwechselndeil Meister An-
dreas aus Florenz gemalt, der dafür im Jahre 1377 Zahlung
Qmpüngwe]. Die drei untern Bilder wurden dann einige Jahre
iisch ist, von dem Vasari (im Leben Giottds) angiebt, dass er nichts weiter
Von ihm wisse, als dass er mit. diesem Namen im Malerbuche aufgeführt sei,
muss dahin gestellt bleiben.
"Ü Abgebildet bei P. Lasinio Taf. 3, 4, 45, 46.
H) Schon Förster a a. O. bezweifelte Simon's Antheil an diesen Ge-
mälden aus stylistischen Gründen und später publieirte der Professor Bo-
Ylaini in seiner oben citirten Schrift über Traini die von ihm im Domarchiv
entdeckten entscheidenden Stellen. Nach denselben erhielt dieser Maestro
Andrea da Firenze am 7. October 1377 eine ausdrücklich als vertragsmässig
bezeichnete Zahlung pro pietura storie Beati Ranerii, pro residuo dicte
Storie. Demnächst findet sich zwar, dass im Jahre 1380 der Bauvorsteher
dßS Domes nach Genua schickte, um daSelbSt einen Maler Meister Barnabas
(wie Bonaini höchst wahrscheinlich gemacht Barnabä da Mutina) zu rufen:
M veniret ad complendam storiam Sanoti Raynerii. Wahrscheinlich kam
dieser nicht und die "Vollendung" der Geschichte unterblieb, bis später
Antonio Veneziano (Förster S. 117) die "Pictura trium storiarum in ferius
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