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'l'oscanische
Malerei.
digeren, Abwechselung gewährenden Haltung, hinter denen dann
Euklid und Pythagoras die Reihe der Vertreter der sieben Künste,
die sämmtlich aus vorchristlicher Zeit genommen sind, beschlies-
sen. Unter den christlichen Disciplinen ist die Deutung Weniger
sicher. Zuerst unterhalb der Caritas S. Augustin im bischöflichen
Gewandc, unter den beiden andern Tugenden zwei vortreffliche,
aber nur durch den Heiligenschein charakterisirte Gestalten, beide
im Begriffe zu schreiben, der eine die Feder spitzend, der andere
sie zum Munde führend, wohl um dadurch auszudrücken, dass er
das Bekenntniss seines Mundes aufzeichne. Von den übrigen will
ich nur die unter der praktischen 'l'heologie sitzende Gestalt als
eine der ausgezeichnetesten erwähnen. Man nennt sie gewöhn-
lich Boethius, da sie aber einen Mann mit dem Cardinalsliute und
Heiligenscheine darstellt, der in der Linken ein gewaltiges Buch
hält, und sein von langem Haare und Barte umwalltes Haupt in
die auf das Knie gestemmte Rechte nachsinnend legt, wird eher
der h. Hieronymus gemeint seindt).
Kann man diesem ersten allegorischen Bilde den Vorwurf der
Trockenheit machen, so verdient das gegenüberstehende eher den
eines nicht wohlgeordneten Reichthums von Hergärlgen, die auf
landschaftlichem Hintergrunde nicht sehr klar gesondert und zu-
sammengestellt erscheinen. Ihre Gesammtbedeutung wird ge-
wöhnlich als die Darstellung der streitenden und triu mphi-
renden Kirchew) bezeichnet, der eigentliche Gegenstand ist
indessen auch hier wieder die Verherrlichung des Dominicaner-
ordens, der wie in jenem andern Bilde in der Person des h. Tho-
mas in seiner wissenschaftlichen, so hier in seiner praktischen
Bedeutung für die Kirche gefeiert wird. Man sieht nämlich auf
der einen Seite eine Kircheätwt), vor Welcher die Lenker der
Recht gute Zeichnungen des Priscian, Ptolemaeus und Hieronymus,
sowie der drei Ketzer zu den Füssen des h. Thomas bei Kuhbeil a. a. O.
Taf. XV-XVII.
Eine kleine Abbildung des ganzen Bildes bei Rosini tab. XV., eine
einzelne Figur bei Kuhbeil tab. XV.
Die Kirche stellt ohne Zweifel S. M. del fiore und zwar nach dem
Modell des Arnolfo vor, daher mit der Kuppel auf der Vierung und
drei Conchen im Kreuze, die damals noch nicht vorhanden waren, aber
auch mit Abweichungen von dem damals schon vorhandenen Langhause,
tab.
XVw
eine