Capel
degli
Spagnuoli.
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der Linien und für das Grossartige besassi). Er hat eine ge-
wisse Verwandtschaft mit Nicolaus Petri, die aber doch nicht bis
Zur Gleichheit geht.
Höchst ausgezeichnet und verdienter Weise berühmt sind die
Fresken des Kapitelsaales, oder, wie man ihn später nannte, der
Ca p e l l a d eg li S pa g n u 0 li im Kloster von S. Maria uovella. Die
Eingangswantl enthält fast verloschcne Scenen aus dem Leben
des h. Dominicns, die gegenüberliegende Altarwand diePassions-
geschichte, und zwar so, dass die einzelnen Scenen nicht, wie es
in Italien damals und noch viel später üblich war, von einander
völlig getrennt und besonders eingerahmt, sondern nur durch das
bergigeTerrain geschieden sind und so ein einiges, von demselben
Himmel bedecktes, landschaftliches Bild geben mit). Aufder linken
Seite beginnt der Kreuzeszug, oben auf dem Berge ist dieKreuzi-
gung, auf der andern Seite die Niederstcigung zur Hölle, Während
Auferstehung und Himmelfahrt in den beiden diesem Bilde ent-
sprechenden Gewölbkappen angebracht sind. Alles dies ist sehr
vortrefflich ausgeführt, im Ganzen noch in strengem Style, aber
doch recht lebendig und mit aus dem Leben gegrilienenEpisoden.
Besonders ist die Gestalt Christi, schon bei der Höllenfahrt und
dann in den beiden Gemälden am Gewölbe, ausserordentlich schon,
im weissen Gewande mit jugendlichen Zügen und in leichter
Haltung, welche wirklich die Vorstellung des verklärten Leibes
erweckt. Bekannter und mehr besprochen sind die allerdings
merkwürdigen allegorischen Darstellungen auf den beiden Seiten-
wänden. Die eine ist ziemlich einfachen Inhalts, die Verherrlichung
des h. Thomas von Aquino, also derselbe Gegenstand, wie auf
"Ü Der bekannte grosse Stich von Ruscheweyh giebt die Formen etwas
zu schwer. Die Ansicht, dass die Arbeit nicht von Giotto sein könne, ist
zuerst von Rumohr aufgestellt, und findet kaum noch Widerspruch.
H] Es ist merkwürdig, dass Vasari [im Leben des Simon) diese Ver-
bindung verschiedener Momente derselben Geschichte in Einer Landschaft,
Vvelche bekanntlich im XV. Jahrh. in der niederländischen Schule stets an-
gewendet, und von den Kritikern des XVIII. und selbst des XIX. Jahrh.
oft als ein Verstoss gegen Wahrheit und Natur gerügt wurde, als eine
grosse Weisheit rühmt. Simon sei verfahren, nicht wie ein Meister jener
frühem Zeit, sondern wie ein moderner und sehr ausgezeichneter Meister,
indem er es vermieden, was noch viele Neuere thäten, vier oder fünf Mal
Erde oberhalb des Himmels zu geben.