Die
Schule
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Siena
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des Giotto, vor der sie doch einen schon mehr entwickelten Schön-
heitssinn voraus hatit]. Ein andrer, nicht so ausgezeichneter, aber
doch angesehener Meister war J aco po di Mino oder del Pelli-
ciajo, von dem die Akademie zu Siena ein grosses, mit dem Namen
und der Jahreszahl 1362 bezeichnetes Altarwerk, Madonna mit
Engeln und Heiligen, besitzt, das neben einer streng symmetrischen
Anordnung doch wieder sehr gut bewegte und liebliche Gestalten
enthält Noch weniger bedeutend scheint der Maler Bartolo
di maestro Fredi, welcher schon 1356 in S.Gimignano gegen-
über der wahrscheinlich etwas später dem Berna überwiesenen
Wand die Geschichten des alten Testaments ausführtemkg), die
zwar vollständig übermalt sind, doch so, dass man die ursprüng-
liche steife Zeichnung und die ziemlich unbehülflich angeordneten
Compositionen noch vollständig erkennt. Man sieht daraus, dass
der Meister gern auf ethische und feinere Motive eingehen möchte,
aber, da er die Naivetät der Zeitgenossen Giotto's verloren und
die Mittel wirklich naturalistischer Darstellung noch nicht gefunden
hat, unsicher hin und her schwankt. Etwas besser sollen zwei
von ihm bezeichnete Altarwerke sein, das eine eineKreuzabnahme,
das andere die Krönung der Jungfrau im Mittelbilde enthaltend,
jenes von 1382 in der Sacristei, dieses von 1388 in derKirche zu
Montalcino bei Siena. Von dem letzten Altarwerke sind einige
Predellabilder in die Akademie zu Siena gekommen, welche eine
lebendige Darstellung, in kräftiger, reich mit Gold verzierter Farbe,
aber ohne grosse Tiefe der Empfindung zeigen Mit Bartolo
a) Von Luca Tome, den Vasari als Schüler des Berna nennt, sind in
der Akademie von Pisa und in dem benachbarten Dorfe S. Qniricc bezeich-
nete Tafelbilder von 1366 und 1367 erhalten, die gut colorirt, aber hart
gezeichnet sind.
M) Nach Milanesi I. 271 verheirathete er sich schon 1344 und starb
vor 1396. Auf dem Bilde nennt er sich Jacobus Mini de Senis, in den Ur-
kunden kommt er bald unter diesem Namen, bald als Sohn des Pelzhändlers vor.
Die Inschrift: A. D. 1356. Bartolus magistri Fredi de Senis me
Pillxit, ist nicht mehr erhalten, sondern nur von Vasari (II. 219] mitgetheilt.
T) Milanesi I. 285 ff. theilt eine interessante, diesen Maler betreffende
Oorrespondeuz der Regierungen von Siena und Volterra mit. Für die
Kathedrale dieser Stadt hatte er nämlich ein Bild gemalt, wofür ihm der
Bischof nicht den von ihm geforderten, sondern einen geringem Preis geben
wollte, anscheinend den contractmässigen, während Bartolo wegen einer Ver-