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Toscana.
Zahl angesehener Meister. Der bedeutendste derselben war ein
Maler, dessen Lebensumstände wir sehr wenig, ja dessen
Namen wir nicht einmal genau kennen, da Ghiberti ihn Barna
(Barnabä) und Vasari Berna (Bernardo) nennt. Der erste Name
ist nach den Localforschungen vielleicht der richtigere der andre
aber üblich geworden. Er scheint viel ausserhalb Siena gearbeitet
zu haben und ziemlich jung, wie Vasari angiebt 1381, gestorben
zu sein: Im Dome von Arezzo ist von ihm ein Crucilixus mit dem
Donatar erhalten, in Rom schreibt man ihm M) die sehr lieblichen
Malereien an dem Tabernakel des Lateran zu, die aber so stark
übermalt sind, dass man nicht weiss, was daran ursprünglich ist.
Sein Hauptwerk, die umfangreichen Fresken aus dem Leben
Christi???) in der Hauptkirche zu S. Gimignano an der VVand
des rechten Seitenschißes, welche zwar an einigen Stellen eben-
falls übermalt, aber im Ganzen noch sehr wohl erhalten sind,
zeigen ihn sehr bedeutend. Die so oft dargestellten Hergänge sind
mit vielen neuen Zügen bereichert, die in Giottois Weise auf feiner
psychologischer Beobachtung beruhn. Die Hochzeit zu Cana mit
der milden, freundlich bittenden Maria neben dem strengen Chri-
stus und der bei mässiger Figurenzahl lebendig geschilderten Be-
Wegung des Festes, der Verrath des Judas, wobei dieser durch
das flüchtige, verstohlene Einnehmen des Blutgeldes sein böses
Gewissen erkennen lässt, während die Priester es mit einer ge-
wissen anständigen Zurückhaltung ihrer Freude zahlen, und
endlich die Kreuzigung sind wirklich ausgezeichnete Compositio-
nen. Die Behandlung zeigt noch Anklänge an die alterthümlirhen
Traditionen der senesischen Schule, nähert sich aber in vielen
Beziehungen, namentlich in der liebenswürdigen, unmittelbar zur
Sache gehenden Auffassung und in dem dramatischen Leben der
Ü Anm. z. Vasari II. 160.
"Ü Nicht nach Vasari, der seinen Aufenthalt in Rom nicht erwähnt,
sondern nach einer spätem von della Valle in den Lettere Sanesi bekannt
gemachten Notiz. Abbildung bei Agincourt tab. 129.
w") Man kann nicht zweifeln, dass diese Gemälde ihm angehören und
dass es ein Irrthum Ghibertfs war, wenn er ihm Gemälde "aus dem alten
Testament" zuschrieb, welche sich auf der gegenüberstehenden Wand be-
finden und deren Urheber sogleich im Texte genannt werden wird. Vergl.
Rumohr II. 109 und die Herausgeber des Vasari I. p. XXVII.