Ambrogio
Lorenzetti.
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raubende Kriegsschaaren und Kämpfe, darüber aber schwebt die
Furcht.
Die malerische Ausführung ist sehr lebendig; die Felder mit
Saaten und Bäumen, der lustige Jagdzug, dann noch viel mehr
das Leben in der Stadt, die Tänze, der Verkehr in Kaufläden, alles
ist ziemlich genau und bis in's Einzelne verständlich dargestellt,
Während doch, wegen der mehr andeutendeil als sinnlich malenden
Darstellungsweise, dieVerbindung dieser genreartigen Scenen mit
den allegorischen Figuren keineswegs störend wird. Es ist noch
immer mehr ein zum Ablesen bestimmter Vortrag, als ein sinn-
liches Bild. Obgleich alles an sich schon ziemlich deutlich ist, hat
übrigens der Maler nicht nur die Namen der allegorischen Figu-
ren, sondern auch hin und wieder italienische Verse beigesehrie-
ben, welche nicht ohne poetischen Werth sind und durch ihre
naive, zum Theil den localeu Dialekt verrathende Sprache darauf
schliesseil lassen, dass sie von dem Maler selbst herrühren, der
ja, nach Vasari, in seiner Jugend wissenschaftliche Studien ge-
macht hatte und in seiner Lebensweise mehr als Philosoph und
Edelmann, denn als Maler erschien. Die Inschrift, in welcher er
sich als Urheber nennt, giebt die Jahreszahl nicht an, die Rech-
nungsbücher beweisen aber, dass er drei Jahre, vom Anfange
1337 bis Ende 1339 daran beschäftigt war ü).
Von seinen Tafelgemälden sind diePräsentation in derAka-
demie zu Florenz vom Jahre 1342 und eine Verkündigung in der
Zll Siena vom Jahre 1344 mit dem Namen bezeichnet, ausserdem
wird ihm hier ein grösseres Altarwerk, eine Madonna mit vielen
Nebenbildern, zugeschriebenäw), alles Werke von grossem Ver-
dienste, mit lebendigem, dramatisehem Ausdruck, der aber zu-
weilen an das Uebertriebene streift, und neben giottesken Zügen
das Bestrebenzeigt, auch durch lebendigere, zum Theil durch Gold
erhöhte Farbe zu wirken.
Bei dem Tode der Brüder Lorenzetti besass Siena eine grosse
Ü Unter dem ersten Bilde: Ambrosius Laurentii hie pinxit utrizxque.
vgl. die Rechnungsnotizen bei Milanesi I. 195 u. bei Rumohr II. (193) 120.
"Ü Die Grablegung, von der Rosini Taf. XXII eine Abbildung giebt,
gehört zu diesem Bilde. In Massa maritime ist zwar nicht mehr die von
VaSari erwähnte Wandmalerei, wohl aber ein Altarwerk von ihm erhalten.
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