Die
Brüder
Lorenzetti.
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der ältere, da er schon 1305 eine bedeutende Zahlung für ein Ge-
mälde empfängt, während dieser nicht eher als 1323 vorkommt.
Bei jenem ist das letzte Datum das eines Bildes in der Sacristei
des Domes von Siena, 1342, dieser lebte urkundlich noch im
J. 1345." Vasari macht, wie Simon Martini, so auchPietro zu einem
Schüler Giottois, seine Bilder widersprechen dem aber und lassen
vermuthen, dass er von Duccio oder einem andern einheimischen
Meister gelernt habe; sein Bruder muss entweder von ihm oder
von demselben Meister unterrichtet sein, denn beider Manier ist
Sehr ähnlich. Ihre Zeichnung hat noch alterthümliche Züge, ihre
Farbe ist dunkler und kräftiger als die der Florentiner, aber sie
haben doch schon den Einfluss Giotto's erfahren und verbinden
mit dem Ernst und der kirchlichen Strenge der Seneser das Stre-
ben nach Mannigfaltigkeit, Gedankenreichthum, und nach dem
Ausdrucke des Leidenschaftlichen, welches jener hervorgerufen
hatte. Das grösseste unter den dem Pietro Lorenzetti zuge-
schriebenen Gemälden, das Leben der Einsiedler im Campo santo
von Pisa, ist eine höchst umfassende Composition, der zwar in
gewissem Grade eine Öfter wiederholte byzantinische Darstellung
desselben Gegenstandes zum Grunde liegt, aber doch so, dass sie
mit einer Fülle von sehr originell gedachten und sehr lebendig ausge-
führten Episoden bereichert ist, die uns das Leben und Leiden
dieser heiligen Männer, ihre Visionen und Kastciungen , Kämpfe
mit Dämonen und Versuchungen u. s. w. vor Augen führen, und
das Bild zu einem sehr anziehenden machenä). Die Ausführung
Werken. Auch auf der Tafel des Pietro von 1340 in den Ufüzien lautet er
S0, Obgleich Vasari: Petrus Laurati gelesen zu haben glaubte, und, indem
81' ihm unter diesem Namen eine Biographie widmete, nicht ahnte, dass er
der Bruder des später ausführlich von ihm erwähnten Ambrogio Lorenzetti
sei. Auf einer Tafel mit der Madonna und vier Heiligen in der Pieve zu
Arezzo lautet zwar die Inschrift: Petrus Laureati hanc pinxit dextra.
Senensis. Allein diese Inschrift, deren Ton schon zeigt, dass sie nicht aus
dem XIV. Jahrh. herrührt und die auch Rumohr verdächtig fand (II. 107),
wird ohne Zweifel Vasari zu ihrem Urheber haben, da er bei einer auf
seine Kosten ausgeführten Verschönerung dieser Kirche sich, wie er erzählt,
auch mit diesem Bilde beschäftigte und demselben, indem er es von dem
Hauptaltare verdrängte, eine andere Stelle verschaiite.
"Ü Man vergleiche die byzantinische Tafel des christlichen Museums
im Vatican [Agine Taf. 82] mit diesem Fresco (Paolo Lasinio, Carnpo