Simon
Martiui.
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'sind, die beiden Gestalten der Verkündigung, die Kreuzigung und
Kreuzabnahme enthaltend, noch vorzüglicher scheint aber das in
der öffentlichen Sammlung zu Liverpooli) befindliche, laut der
Inschrift: Symon de Senis me pinxit a. D. MCCCXLII nur zwei
Jahre vor seinem Tode gemalte Bildchen mit der ungewöhnli-
chen Scene, wo Joseph und Maria dem zwölfjährigen Christus-
knabenVorwürfe machen, dass er sie verlassen habe.
Unter der grossen Zahl nicht bezeichneter Tafelbilder, welche
in der Weise dieses Meisters gemalt sind und in den Sammlun-
gen Seinen Namen führen, werden die meisten allerdings von
Schülern und Nachahmern, einige aber auch von seiner eignen
Hand herrühren im). Dagegen ist dies bei dem ihm mit grosser
Sicherheit und zwar auf Grund der angeblich von Petrarca darun-
ter geschriebenen, Simonis Namen enthaltenden Verse beigeleg-
ten 'l'itelblatte eines VirgiPs in der ambrosianischen Bibliothek zu
Mailand sehr unwahrscheinlich Wg). Der unbekannte Verfasser
dieser Verse mag in gutem Glauben gewesen sein, aber er irrte
sich. Das Blatt enthält den Dichter Virgil, der mit dem Buche auf
dem Schoosse und dem Griffel in der Hand unter einem Baume
im Grase sitzt, während eine nicht näher bezeichnete männliche
Gestalt vor ihm einen Vorhang lüftet und ihm den gcrüsteten
Aeneas, einen am Weinstocke beschäftigten Bauer und einen
Hirten bei seinen Schafen, also den Inhalt seiner drei grossen
Gedichte zeigt; aber alles dieses in sehr kunstloser Ueberein-
anderstellung und in fast roh zu nennender Behandlung, die in
keiner Weise seinen, in viel höherem Grade miniaturartig aus-
geführten Tafelbildenl entspricht.
s) Waagen Kunstw. u. K. in England II. 390.
w] Bei zwei Triptychen in der Akademie zu Siena, eines mit der
Jahreszahl 1336, Madonna mit dem Kinde nebst Engeln und Heiligen, Ge-
burt und. Kreuzigung, und ein anderes, Madonna mit dem stehenden Kinde,
St. Johannes der Täufer und ein Bischof auf den Flügeln, so wie bei der
Madonna Nro. 1071 im Berliner Museum möchte es anzunehmen sein.
m") Abbildung der Miniatur in der Grösse des Originals bei Rosini im
Atlas Taf. XVI. Der Vers:
Mantua Virgilium qui talia carmina iinxit
Sena tulit Symonem digito qui talia pinxit
1st [wie schon Förster, Beiträge S. 162 bemerkt) doch wirklich zu geistlos
und Plump, um für Petrarca's eigenes Werk zu gelten.