Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Die 
Schule 
VOIl 
Siena. 
oder auf der andern Seite eine naturalistische Durchführung. Die 
Zeichnung ist sicher, aber doch nicht ohne Mängel, die Ausfüh- 
rung vou miniaturartiger Feinheit und weichster Vollendung, aber 
ohne kräftige Modellirung, die Farbe dunkel und fast schwer, 
ohne grossen Umfang der Töne, jedenfalls ohne besondern Reiz. 
Aber dafür spricht sich in Gesichtern und Formen das feinste 
Schönheitsgefühl, im Ausdrucke milder Ernst, zarte Demuth, in- 
nigste Verehrung und Liebe aus. Man fühlt, der Meister war 
von der Heiligkeit seiner Gegenstände durchdrungen, er setzte 
seine beste Kraft daran, ihr zu genügen, seine zarte Behandlung 
erweckt auch in uns das Gefühl, dass hier heiliger Boden sei und 
ermahnt uns zum ehrfurchtsvollen Auftreten. Aehnliche Verdienste 
hat ein andres, zwar nicht datirtes, aber mit Simon's Namen be- 
zeichnetes Altarwerk in S. Lorenzo von Neapelft), dem h. Lud- 
Wig, nicht dem französischen Könige, sondern dem neapolitani- 
schen Prinzen und Bischof von Toulouse gewidmet, dessen 
Geschichte die Predella in fünf ziemlich lebendig dargestellten 
Momenten erzählt, Während auf dem Hauptbilde der Heilige in 
bischöfliche-r Tracht thronend seinem daneben knienden Bruder 
König Robert die Hand auf das gekrönte Haupt legt. Die Ver- 
kündigung, welche, ursprünglich für den Dom von Siena be- 
stimmt, auf Umwegeu in die Uffizi zu Florenz gerathen, und die 
er laut Inschrift im Jahre 1333 und gemeinschaftlich mit seinem 
Schwager Lippo Memmi maltei-ti-i), hat durch Restauration und 
selbst Uebermalung gelitten und scheint daher in der Ausführung 
stumpfer und geistloser. Die Composition aber, der schöne, ehr- 
furchtsvolle, mit dem Myrthenkranze bekrönte Engelund die Jung- 
frau, die sich überrascht, nicht erschreckt, abwendet, ist wieder 
poetisch gedacht und anziehend, und die beiden Seitentafeln, 
S. Giulietta und S. Ansano sind auch in der Ausführung zarter und 
edler. Von grossem Reize sind vier kleine zusammengehörige 
Tafeln, Welche aus Dijon in das Museum zu Antwerpen gelangt 
1') Symon de Senis me pinxit. Eine ausführliche Beschreibung giebt 
E. Förster im D. K. B1. 1857 S. 148. Der Stich dieses Bildes, den Schulz 
vorbereiten lassen, ist mit seinem grossen Werke über Unteritalien noch 
nicht, wie erwartet wurde, erschienen. 
w] Simon Martini et Lippus Memmi de Senis me pinxerunt a. D. 
MCCCXXXIII.
	        
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