Simon
Martini.
459
in der Hand hält, und auf jeder Seite zwei Heilige, Magdalena
und Petrus, Dominicus und Paulus in halben Figuren enthalten.
Die grünlichen Fleischtöne und die Züge der beiden Frauen
sind noch ziemlich byzantinisch, aber diese haben schon die ge-
schlitzten Augen der Schule Giottois, und die beiden Apostel, der
kräftige Paulus mit hoher Stirn und nachdenklichem Antlitz, und
der sehr mild gehaltene Petrus in Bischofstracht mit weissem
Haar und Bart zeigen die diesem Meister eigenthiimliche feine
Ausbildung. Die Gewänder sind fast wie bei Giotto einfach und
mit wenigen Falten gegeben.
Das andre in demselben Jahre gemalte Bild war ein grosses in
die Dominicanerkirche S. Caterina zu Pisa gestiftetes Altarwerk,
das jedoch nach der Aufhebung des Klosters vernachlässigt und
theilweise verloren ist, so dass von den ursprünglichen 35 Ab-
theiluugen nur noch 14 und zwar theils im erzbischöflichen Semi-
nar, theils in der Sammlung der Akademie erhalten sind. Zum
Glück findet sich am ersten Orte noch die Haupttafel vor, Maria
mit dem Kinde, mit der Inschrift: Symon de Senis me fecit. Ueber
ihr im Giebel Gott Vater, in der Predella eine Pieta d. h. Christus
als Leidender im Sarge sitzend und neben ihm Maria und der
Evangelist Marcus, in den übrigen theils grösseren, theils kleineren
Fehlern durchweg einzelne oder paarweise gestellte Apostel
und Heilige da). Die unvollkommene Erhaltung dieses umfassen-
den YNerkes ist um so mehr zu bedauern, als es zu den schön-
Sten Leistungen Simon's gehört und seine Vorzüge vielleicht.
deutlicher zeigt, als irgend ein andres. Dramatisches Leben wie
bei Giotto, tragische Effeete muss man nicht darin suchen, eben-
sowenig die Grossartigkeit der Mosaiken oder selbst Cimabuäs
d] Das Verdienst der Entdeckung dieses Werkes scheint E. Förster zu
haben, der es in den "Beiträgen" S. 186 1T. ausführlich beschreibt, sonder-
barerweise aber ohne anzugeben, in welcher Stadt er es gefunden, weshalb
denn Kugler in seiner Geschichte der Malerei I. S. 345 es in Siena ver-
muthete. Nähere Untersuchungen darüber hat später Prof. Bonaini (Memorie
inedite pag. 36] angestellt und aus den Annalen des Klosters ermittelt, dass
das Werk im Jahre 1320 ausgeführt ist. Vergl. zu Vasari II. 94. Die-
Inschrift auf dem Bilde widerlegt Vasarfs Meinung, der dasselbe dem Lippo
Memmi zuschrieb. Eine Abbildung der h. Catharina. giebt Förster a. a. O.
auf Taf. III,