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Oeffentliche
Feste.
wie das Beispiel auf die Nachbarstädte wirkte, wie jede bestrebt
war, die andern in Freigebigkeit und im Glanz der äussern Er-
scheinung WO möglich zu überbieten. Bei der Betrachtung der
Monumente werden sich uns noch mehrere Aensserungen dieses
Schönheitsgefühles und Wetteifers darbieten, und es mag hier ge-
nügen, auf die bekannte Urkunde vom Jahre 1300 hinzuweisen,
in Welchem die Stadt Florenz dem Baumeister des Doms, Arnolfo,
die Steuerfreiheit verleiht, weil sie, wie es darin ausdrücklich
heisst, durch seine Kunst einen schönem Tempel zu besitzen
hoffe, als irgend eine andere Stadt 'I'oscana's.
Zu der bleibenden Pracht der Monumente kam dann der vor-
übergehende Glanz der Feste. Bei öffentlichen Veranlassungen,
also etwaan dem jährlichen Festtage des Schutzpatrons der Stadt,
wie in Florenz am Johannistage, beim Einznge eines fürstlichen
Gastes oder auch wohl eines auswärts berühmt gewordenen Mit-
bürgers und dgl. bewilligte man die Kosten der Beleuchtung ge-
wisser Plätze, Beiträge zu Festaufzügen und besonders Preise für
die beliebte Ergötznilg der Pferderennen, Wettläufe und WVett-_
kämpfe, bei denen man weniger an gymnastische Uebung des
Volkes als an das Spannende des Anblicks dachte. Es verhielt
sich damit schon im XIII. u. XIV. Jahrhundert fast genau so. wie
noch heute. Häufig wurden aber auch Feste ohne besondere Ver-
anlassung, rein aus Festlust, veranstaltet, wobei dann vornehme
Familien oder Adelsgesellschaften vorangingen, die Commune-n
aber doch auch wohl einen Beitrag zur Erhöhung der öffentlichen
Freude gewährten. Ein Fest dieser Art in Florenz dauerte ein
Mal zwei Monate; die Familie der Rossi hatte durch einen Anf-
zug von wohl tausend weissgekleideten Personen unter der An-
führung des Fürsten der Liebe den Anfang gemacht, Andre woll-
ten nicht nachstehn, und ein reicher VVechsel von 'l'änzei1 und
andern Unterhaltungen. die erst von jungen Leuten des Adels,
dann durch herbeigerufene Gaukler und Schauspieler ausgeführt
wurden, gab jedem Tage neuen Reiz. Ein ähnliches Fest hatte
Padua schon 1208 gehabt; aus jeder der verschiedenen Strassen
oder Stadtviertel zogen anders gekleidete Schaaren auf die für
solche Zwecke bestimmte städtische VViese (pratum vallis] , wo
dann Spiele und VVettkämpfe folgten. Noch anmnthiger klingt