Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Das Mittelalter Italiens und die Grenzgebiete der abendländischen Kunst (Bd. 7 = [2], Bd. 5)

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Die 
Schule 
VOll 
Siena. 
alles mit einer Mischung byzantinischer Anklänge und giottesker 
Züge und mit demselben Bestreben nach Idealität und Zartheit  
Viel bedeutender als diese Meister ist ihr Landsmann und 
Zeitgenosse Sim on M artini , den Vasari irrig Simon Memmi 
nennt, während nur seine Frau eine Tochter des Memmo und der 
Maler Lippo Memmi, mit dem er zuweilen zusammen arbeitete, 
nicht sein Bruder, sondern sein Schwager war. Sein Geburtsjahr 
wird ungefähr um die von Vasari angegebene Zeit (1284) fallen, 
er starb 1344 und zwar zu Avignon, wohin er 1339an den päpst- 
lichen Hof berufen WarW). Der Umstand, dass er in Avignon 
Petrarca persönlich keimen lernte, der ihn in einem seiner Briefe 
neben Giotto als den vorziiglichsten Maler seiner Zeit nennt, dass 
er diesem dann das Porträt seiner Laura malte, über welches der 
Dichter sich in drei Sonetten begeistert ergiesst und den Künst- 
ler mit Phidias und Polyklet, Zeuxis und Praxiteles vergleicht, hat 
seinen Ruhm auch in den Zeiten erhalten, wo der Sinn für mittel- 
alterliche Kunst erloschen war Allein die grosse Verbreitung 
 Die Lebenszeit dieses Meisters steht nicht fest. Vasari lässt ihn in 
der ersten Ausgabe 1339, in der zweiten 1349 in hohem Alter sterben, in 
den Urkunden von Siena sind 1317 und 1324 zwei Maler mit dem Namen 
Ugolino, aber verschiedenen Vätem erwähnt, ohne dass sich bestimmen lässt, 
0b einer mit dem Urheber jenes Bildes identisch sei. Vergl. die Note zu 
Vasari II. 20. 
W] Die Familienverhältnisse Simon's und mithin der Irrthum in Vasarfs 
Angaben über sein Verhältniss zu Lippo Memmi sind durch die Urkunden 
und durch die Insrhriften der Gemälde vollkommen ausser Zweifel gesetzt. 
Seine Geburt lässt sich danach bestimmen, dass er 1315 schon ein bedeutendes 
Gemälde in seiner Vaterstadt ausfiihrte. Jahr und Ort seines Todes sind im 
Nekrolog der Dominicanerkirche zu Siena eingetragen. Vgl. Milanesi I. 216 
und 243 und die Noten der Herausgeber z. Vasari II. 86 H. Bemerkenswerth 
und zugleich für den Zeitpunkt seiner Berufung nach Avignon entscheidend ist 
eine Urkunde vom 8. Febr. 1339, durch welche der Rector eines Klosters 
von Siena ihm und seinem Bruder Donatus (der ebenfalls Maler war und 
wahrscheinlich seinen berühmteren Bruder bei dieser Gelegenheit als Ge- 
hülfe begleitete) Vollmacht zur Verhandlung der Rechtsgeschäfte desselben 
am päpstlichen Hofe gab. Auch für die Commune von Siena hatte er an 
diesem Hofe Geschäfte geführt, wofür seine Auslagen zum Theil nach 
seinem Tode erstattet wurden. Milanesi I. 916. 219. 
H") Auch Vasari verräth hier einmal, dass seine Liebe und Verständniss 
für diese ältere Kunst nicht weit reichen, indem er findet, dass Petrarcas
	        
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